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Behindertengerechter Umbau – Wohnraum barrierefrei gestalten

9 Min.

Ein barrierefreies Zuhause ist für viele Menschen ein wichtiger Baustein für ein selbstbestimmtes Leben – besonders dann, wenn Mobilität und Kraft im Alter oder durch eine Behinderung eingeschränkt sind. Damit das eigene Zuhause dauerhaft sicher und komfortabel bleibt, braucht es durchdachte bauliche Lösungen, die den Alltag erleichtern. Ein behindertengerechter Umbau schafft genau das: Er sorgt dafür, dass Wohnräume den individuellen Bedürfnissen angepasst werden – sei es durch schwellenlose Übergänge, Haltegriffe im Bad oder den Einbau eines Treppenlifts.

Doch was genau bedeutet „behindertengerecht“? Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Maßnahmen, Vorschriften und Fördermöglichkeiten und geben Tipps für die Umsetzung, damit Sie Ihr Zuhause zukunftssicher und barrierefrei gestalten können.

Georg Schenk
Lifta Magazin Autor

Was bedeutet behindertengerecht und worin liegt der Unterschied zu barrierefrei?

Wer sich mit dem Thema Wohnraumanpassung beschäftigt, stößt im Zusammenhang mit dem Begriff „behindertengerecht“ oft auch auf die Bezeichnung „barrierefrei“. Dabei unterscheiden sich die beiden Begriffe in wesentlichen Punkten.

  • Barrierefrei bedeutet, dass bauliche Anlagen, Verkehrsmittel und Räume für Menschen mit körperlichen oder sensorischen Einschränkungen möglichst ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar Dieser Begriff ist gesetzlich im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG § 4) präzise definiert und wird durch Normen wie DIN 18040 konkretisiert. Barrierefreiheit richtet sich an eine breite Zielgruppe, zum Beispiel ältere Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Personen mit Seh- oder Hörproblemen oder Familien mit Kinderwagen.
  • Behindertengerecht geht über diese Standards hinaus: Hier stehen die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt – zum Beispiel Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer oder Personen mit erheblichem Unterstützungsbedarf. So hat eine behindertengerechte Wohnung zum Beispiel breitere Türen oder unterfahrbare Möbel, um Personen im Rollstuhl den Alltag zu erleichtern.

Barrierefreiheit ist oft der erste Schritt. Behindertengerecht wird es erst, wenn die Wohnung auf individuelle Einschränkungen zugeschnitten ist.

Übrigens: Es gibt auch noch weitere verwandte Begriffe wie „rollstuhlgerecht“, das strengere Maße als Barrierefreiheit vorschreibt, oder „seniorengerecht“ für altersbedingte Bedürfnisse.

Rechtlicher Rahmen: Das gilt beim behindertengerechten Umbau

Die Anforderungen an behindertengerechte Gebäude basieren in Deutschland primär auf der DIN 18040. Sie gilt sowohl für öffentliche Gebäude (Teil 1) als auch für Wohnungen (Teil 2) und Außenanlagen (Teil 3). Für den privaten Wohnraum ist also besonders der Teil DIN 18040-2 relevant. Dort finden sich konkrete Vorgaben wie:

Eine Person im Rollstuhl fährt eine Rampe im Außenbereich eines Gebäudes hinauf
  • Türen und Durchgänge: Türbreite von mindestens 80 cm (barrierefrei) bzw. 90 cm (rollstuhlgerecht).
  • Bewegungsflächen: Bewegungsflächen von mindestens 120 × 120 cm (barrierefrei) bzw. 150 × 150 cm (rollstuhlgerecht) vor Sanitärobjekten, Türen oder Möbeln.
  • Barrierefreies Bad: Maßnahmen wie bodengleiche Dusche, WC-Höhe von mindestens 46 cm und unterfahrbare Waschtische.
  • Bedienelemente: Anbringung von Steckdosen, Tür- und Fenstergriffen sowie Lichtschaltern in einer Höhe von 85 bis 105 cm.
  • Treppen und Rampen: rutschfest mit beidseitigen Handläufen. Rampen dürfen maximal 6 % Steigung aufweisen.
  • Für öffentlich zugängliche Gebäude wie Praxen, Ämter oder Geschäfte ist Barrierefreiheit übrigens verpflichtend. Im privaten Bereich, etwa bei Einfamilienhäusern oder Mietwohnungen, sind die Anforderungen weniger streng. Trotzdem lohnt es sich, sich an den Empfehlungen der DIN 18040 zu orientieren.

    Im Mietrecht ist zudem § 554a BGB von Bedeutung: Er erlaubt Mieterinnen und Mietern mit Behinderung, bauliche Veränderungen zu verlangen – zum Beispiel den Einbau eines Treppenlifts oder Haltegriffe im Bad. Voraussetzung: Die Maßnahme ist notwendig, um die Wohnung vertragsgemäß nutzen zu können, und der Vermieter stimmt zu.

    So gestalten Sie Ihr Zuhause behindertengerecht

    Ein behindertengerechter Umbau umfasst eine Vielzahl an Anpassungen. Dazu gehören:

    Barrierefreie Zugänge
    Ein zentraler Punkt ist der stufenlose Zugang zur Wohnung. Hier sorgen Hilfsmittel wie Rampen oder auch Plattform- und Hublifte dafür, dass der Eingangsbereich problemlos erreichbar ist. Innerhalb der Wohnung sollten Türen und Flure eine Mindestbreite von 90 cm aufweisen, um genügend Platz für Rollstuhl oder Rollator zu bieten.

    Ausreichend Bewegungsflächen
    In zentralen Bereichen wie dem Flur, der Küche oder dem Schlafzimmer sollten Freiräume von mindestens 150 × 150 cm eingeplant werden, damit ein Rollstuhl bequem wenden kann.

    Barrierefreies Bad
    Unterfahrbare Waschbecken mit leicht bedienbaren Armaturen ermöglichen es, alltägliche Aufgaben auch im Sitzen auszuführen. Für mehr Sicherheit im barrierefreien Bad sorgen zudem bodengleiche Duschen mit Haltegriffen und klappbarem Duschsitz. Außerdem wichtig: Erhöhte Toiletten und gut erreichbare Ablagen und Spiegel.

    Sicherheit erhöhen
    Rutschfeste Bodenbeläge – insbesondere im Bad oder in der Küche – minimieren das Sturzrisiko. Eine helle und blendfreie Beleuchtung, ergänzt durch Bewegungsmelder in Flur und Eingangsbereich, sorgt für gute Sicht auch bei Dunkelheit. Für Notfälle bieten sich Hausnotrufsysteme an, über die Sie per Knopfdruck Hilfe rufen können.

    Hilfsmittel wie Lifte
    Stufen sind eines der größten Hindernisse im Alltag. Hier bieten Treppenlifte eine komfortable und sichere Lösung. So erreichen Sie auch bei eingeschränkter Gehfähigkeit alle Etagen mühelos. Für Rollstühle eignen sich vor allem Plattformlifte, bei denen der Rollstuhl mitgeführt wird. Bei kleineren Höhenunterschieden – etwa am Hauseingang – kann ein Hublift zum Einsatz kommen.

    Behindertengerecht umbauen mit Lifta

    Die behindertengerechte Wohnraumanpassung ist vor allem dann sinnvoll, wenn Treppen zum Hindernis werden. Hier bieten wir Ihnen individuelle Lösungen für nahezu jede Wohnsituation – von klassischen Treppenliften über komfortable Rollstuhllifte bis hin zu Hausliften, die mehrere Etagen sicher und bequem miteinander verbinden. Alle Modelle lassen sich an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen und ermöglichen Ihnen ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden – ganz ohne Umzug.

    Welche Fördermöglichkeiten gibt es beim behindertengerechten Umbau?

    Eine kleine Modellfigur eines Rollstuhlfahrers steht auf Münzen

    Die Kosten für einen behindertengerechten Umbau sind sehr unterschiedlich und hängen stark vom Zustand der Immobilie und dem Umfang der Maßnahmen ab. Dementsprechend sind kleinere Anpassungen wie Haltegriffe deutlich günstiger als der Einbau eines Treppenlifts. In Deutschland gibt es mehrere Förderprogramme zur finanziellen Unterstützung bei behindertengerechtem bzw. barrierefreiem Umbau.

    • Die Pflegekassen unterstützen wohnumfeldverbessernde Baumaßnahmen mit bis zu 4.180 Euro pro Maßnahme und pflegebedürftiger Person im Haushalt.
  • Die KfW bietet zinsgünstige Kredite bis zu 50.000 Euro (Programm „Altersgerecht Umbauen 159“).
  • In einigen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen gibt es zusätzliche Landesförderungen von bis zu 15.000 Euro für den Umbau in selbstgenutztem Wohneigentum. Es lohnt sich also immer, bei der Stadt bzw. dem Landkreis nachzufragen.
  • Sie können die Kosten für den behindertengerechten Umbau unter bestimmten Voraussetzungen auch als außergewöhnliche Belastung steuerlich geltend machen.
  • Förderfähig sind zum Beispiel Maßnahmen wie der Abbau von Schwellen oder die Verbreiterung von Türen. Sie können die Zuschüsse aber auch für den Badumbau bei einer Schwerbehinderung nutzen.

    Wichtig: Stellen Sie den Förderantrag immer vor Baubeginn, um Anspruch auf Zuschüsse zu sichern.

    Behindertengerechtes Zuhause: praktische Tipps zur Umsetzung

    Ein Mann im Rollstuhl sitzt an einem Tisch und recherchiert am Laptop

    Ein behindertengerechter Umbau erfordert nicht nur fachliches Know-how, sondern auch eine sorgfältige Planung. Je durchdachter Sie vorgehen, desto besser lässt sich der Umbau an Ihre persönlichen Bedürfnisse und Lebensumstände anpassen.

    • Bedarf ermitteln: Am Anfang steht die genaue Bestandsaufnahme. Überlegen Sie, welche Barrieren im Alltag besonders hinderlich sind – etwa eine zu enge Badezimmertür, fehlende Haltegriffe oder Treppen, die nicht mehr sicher bewältigt werden können.
  • Vorausschauend planen: Planen Sie nicht nur für den aktuellen Bedarf, sondern auch für mögliche Einschränkungen in den kommenden Jahren.
  • Beratung nutzen: Lassen Sie sich frühzeitig von Wohnberatungsstellen, Pflegestützpunkten oder erfahrenen Anbietern wie Lifta beraten – am besten bei einem Vor-Ort-Termin.
  • Fachfirmen beauftragen: Arbeiten Sie mit Handwerksbetrieben oder Architekturbüros, die Erfahrung mit barrierefreiem Bauen haben. So stellen Sie sicher, dass alle Normen und Anforderungen eingehalten werden.
  • Zustimmung des Vermieters einholen: Bei Mietwohnungen sollten Sie frühzeitig das schriftliche Einverständnis Ihres Vermieters einholen. Laut § 554a BGB kann der Vermieter den Umbau nur aus triftigem Grund verweigern, muss ihm aber grundsätzlich zustimmen.
  • Umbaumaßnahmen dokumentieren: Halten Sie alle geplanten Maßnahmen und Änderungen schriftlich fest, um im Falle von Zuschussanträgen oder späteren Anpassungen transparent zu sein.
  • Angehörige einbeziehen: Stimmen Sie den Umbau mit Personen ab, die Sie regelmäßig unterstützen – so entstehen alltagstaugliche Lösungen für alle Beteiligten.
  • Ein Umbau, der sich wirklich auszahlt

    Ein behindertengerechter Umbau ist mehr als eine bauliche Veränderung – er ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit, Sicherheit und Lebensqualität im eigenen Zuhause. Wer frühzeitig plant, sich gut beraten lässt und die passenden Fördermittel nutzt, kann viele Barrieren abbauen, bevor sie zum Problem werden.

    Ob durch den Einbau eines Treppenlifts, die Umgestaltung des Badezimmers oder den Einsatz praktischer Alltagshilfen – jede Maßnahme trägt dazu bei, das Zuhause zu einem Ort zu machen, an dem Sie sich auch mit körperlichen Einschränkungen wohl und sicher fühlen.

    Welche Maßnahmen haben Ihnen im Alltag besonders geholfen? Und wo gab es vielleicht Herausforderungen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mit uns.

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