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Barrierefreiheit im Einfamilienhaus: Interview mit Architekt George Lichtenfeld

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Barrierefreiheit im eigenen Zuhause gewinnt immer mehr an Bedeutung – insbesondere, wenn es darum geht, auch im Alter komfortabel und selbstständig wohnen zu können. Doch wie gestaltet man ein Einfamilienhaus so, dass es den unterschiedlichen Anforderungen an Mobilität und Sicherheit gerecht wird? Wir haben mit Architekt George Lichtenfeld gesprochen, der bereits seit 2012 in der Branche tätig ist. Im Jahr 2020 machte er sich selbstständig und fokussiert sich seitdem auf den Hochbau von Geschosswohnungen sowie Hallenbau und Einfamilienhäuser.

Im Interview gibt er wertvolle Tipps, welche baulichen Maßnahmen sinnvoll sind und wie man barrierefreie Zugänge und Räume optimal plant. Lesen Sie jetzt mehr und machen Sie Ihr Zuhause schon heute fit für morgen.

George Lichtenfeld
Architekt

Barrierefreiheit im Einfamilienhaus – die wichtigsten Tipps vom Experten kompakt zusammengefasst

  • Ausreichend Bewegungsflächen: In allen wichtigen Bereichen wie Fluren, Schlafzimmer und Küche sind Freiflächen von mindestens 120 x 120 cm ideal.
  • Schwellenlose Zugänge: Alle Hauseingänge sowie die Zugänge zu Wohnräumen und zur Terrasse sollten ebenerdig und ohne Stufen gestaltet sein.
  • Breite Türen: Türen müssen mindestens 90 cm breit sein, sodass auch Rollstuhlfahrer problemlos hindurchfahren können.
  • Breite Treppen: Damit die Installation von Treppenliften auch nachträglich problemlos möglich ist, sollte die Treppe mindestens 80 cm, idealerweise sogar 100 cm breit sein.

Einfamilienhaus barrierefrei gestalten – das vollständige Interview

Welche baulichen Maßnahmen empfehlen Sie, um im Einfamilienhaus eine optimale Barrierefreiheit zu erreichen?

"Bei der Barrierefreiheit spielt vor allem die Bewegungsfreiheit eine wichtige Rolle. Daher empfehle ich, überall dort, wo man sich oft aufhält, mindestens 120 x 120 cm freie Bewegungsfläche zu schaffen. Dadurch können sich auch Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Gehhilfen problemlos fortbewegen. Außerdem ist die Schwellenfreiheit wichtig: Der Hauseingang sollte ebenerdig sein, genauso wie der Zugang zur Terrasse, damit keine Stufen im Weg sind. Fenster plane ich gerne etwas tiefer, mit einer Brüstungshöhe von mindestens 80 cm, damit man auch im Sitzen bequem hinausschauen kann. Bei den Türen sollte man darauf achten, die Mindesthöhe von 205 cm einzuhalten. Für Rollstuhlfahrer ist hier außerdem eine Breite von mindestens 90 cm und ein Anfahrbereich von etwa 50 cm neben dem Türgriff vorgesehen."

Wie berücksichtigen Sie barrierefreie Zugänge bei der Gestaltung von Eingängen, Fluren und Treppenbereichen in Einfamilienhäusern?

"Auch hier ist Schwellenfreiheit das A und O. Alle Eingänge sollten ebenerdig und ohne Stufen gestaltet sein. Flure sollten mindestens 120 cm breit sein, damit man sich auch mit einem Rollstuhl oder Rollator gut im Haus fortbewegen kann. Und auch vor Treppen und am Treppenausgang sollte eine Bewegungsfläche von mindestens 120 x 120 cm eingehalten werden. So hat man vor allem als Rollstuhlfahrerin oder Rollstuhlfahrer genug Platz zum Wenden."

Welche Rolle spielen Treppenlifte und andere Aufzugslösungen in Ihrem Konzept zur Barrierefreiheit im Einfamilienhaus?

"Bei der barrierefreien Planung berücksichtige ich auch immer gleich die Möglichkeit, später einmal einen Treppenlift zu installieren. Daher empfehle ich, Treppen mit einer lichten Breite von idealerweise 100 cm zu bauen, mindestens aber 80 cm. Gerade Treppen sind hier übrigens am besten, weil die Lift-Installation dadurch einfacher und günstiger ist. Falls ein Hauslift geplant oder später nachgerüstet werden soll, muss auch dafür der nötige Platz und eventuelle Durchbrüche einberechnet werden. So erspart man sich später viel Aufwand und größere Umbauten."

Barrierefrei dank Treppenlift

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Wie integrieren Sie Sicherheitsaspekte bei der Planung von barrierefreien Treppen und Zugängen im Einfamilienhaus?

"Sicherheit hat natürlich immer oberste Priorität und trägt maßgeblich zu mehr Lebensqualität im Zuhause bei. Deshalb sollten bereits bei Treppen ab drei Stufen Handläufe eingebaut werden. Die Handlaufhöhe sollte dabei zwischen 80 und 115 cm liegen. Das gibt Halt und mehr Sicherheit beim Auf- und Abgehen der Treppenstufen."

Wie gestalten Sie Bewegungsflächen und Raumaufteilungen, damit auch größere Mobilität im Einfamilienhaus gewährleistet ist?

"Wie bereits erwähnt, ist in allen wichtigen Bereichen eine Freifläche von mindestens 120 x 120 cm ideal. Das betrifft vor allem Flure, Bereiche vor und hinter Türen und auch das Schlafzimmer, zum Beispiel zwischen Bett und Schrank. In der Küche ist vor allem ausreichend Platz zwischen Arbeitsplatten und Möbeln wichtig, damit auch Rollstuhlfahrer beim Kochen problemlos agieren können. Außerdem plane ich Wohnräume wie Kinder- und Arbeitszimmer immer etwas großzügiger, also über 10 m² – schließlich ist das in der Wohnflächenverordnung (WoFlV) auch so vorgesehen."

Welche Kosten-Nutzen-Aspekte spielen bei der Umsetzung von Barrierefreiheit im Einfamilienhaus eine wesentliche Rolle?

"Oft denkt man im Zusammenhang mit der barrierefreien Gestaltung von Häusern an hohe Kosten und aufwändige Umbaumaßnahmen. Doch Barrierefreiheit muss nicht teuer sein. Viele Maßnahmen, wie schwellenfreie Eingänge oder breitere Türen, verursachen kaum Mehrkosten, wenn sie von Anfang an eingeplant werden. Das Alter der Bewohnerinnen und Bewohner ist natürlich auch ein entscheidender Faktor. Meiner Meinung nach kann man aber nie früh genug mit der barrierefreien Gestaltung des Eigenheims beginnen. Die Mobilität kann nämlich nicht nur im Alter, sondern auch durch unvorhergesehene Situationen wie Unfälle oder Operationen eingeschränkt sein. Und ein weiterer netter Nebeneffekt: Barrierefreiheit ist mittlerweile sehr gefragt und steigert daher den Wert der Immobilie. Der barrierefreie Umbau lohnt sich also gleich in mehrfacher Hinsicht."

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