Gerda H. wünscht sich für ihr Wohnen im Alter, in der lieb gewonnenen und gewohnten Umgebung zu bleiben. Sie lebt gerne zu Hause, denn hier kennt sie jede Ecke und findet auch im Dunkeln jeden ihrer Lichtschalter. Diesen Wunsch hat nicht nur Gerda, sondern auch viele andere Senioren. Wenn die Mobilität irgendwann nachlässt, werden die eigenen vier Wände mehr zum Mittelpunkt des Lebens. Wer möchte da schon auf die gewohnte Wohnqualität verzichten?
Mit einem barrierefreien Haus- oder Wohnungsumbau lässt sich dieser Wunsch, zu Hause wohnen zu bleiben, erfüllen. Wenn das Haus allerdings zu groß wird oder Sie alleine leben und sich Gesellschaft wünschen, bieten sich andere Wohnformen als Alternative an. Mittlerweile existieren viele komfortable und sorgenfreie Wohnformen – von der Seniorenwohngemeinschaft (WG) über das gemeinsame Zusammenleben mit anderen Generationen bis hin zum Verbleib in der eigenen Wohnung unter Hinzunahme eines ambulanten Pflegedienstes.
Das altersgerechte Wohnen bedeutet zunächst barrierefreies Wohnen, ohne Hindernisse. Darüber hinaus ist die zusätzliche Unterstützung der eigenen Familie, von nahestehenden Freunden, Nachbarn oder externen Begleitdiensten, ein weiterer wichtiger Baustein.
Im Wohnbereich selbst wichtig ist beispielsweise genügend Platz für den Einsatz von Gehhilfen mit entsprechend breiten Türen, rutschfesten Böden, Hilfselementen im Badezimmer sowie ordentlicher Beleuchtung. Zusätzlich zählen weitere weiche Faktoren zum altersgerechten Wohnen hinzu: soziale Kontakte, direkte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, fußläufige erreichbare Ärzte, Geschäfte, Kultur und Unterhaltung in der Nähe.
Mit dieser Checkliste erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Faktoren für das Wohnen im Alter, je nach persönlichem Bedarf, relevant und sinnvoll sein können.
Allgemein:
Hell ausgeleuchtete Räume
Rutschfeste Stufen
Beidseitige Handläufe
Installation eines Treppenlifts
Breite und schwellenfreie Türen
Klingelverstärker
Elektrische Türöffner
Viele Steckdosen
Badezimmer:
Rutschfester Boden
Ebenerdige Dusche oder bequemer Badewanneneinstieg
Barrierefreies WC
Duschhocker
Haltegriffe
Hausnotruf/Notrufgerät
Küche:
Einrichtungen auf Augenhöhe
Unterfahrbarer Herd und Spüle
Stehhilfen und Sitzgelegenheiten
Einfach zu bedienende Küchengeräte
Viele Verstaumöglichkeiten
Schlafzimmer:
Lange Beleuchtungsintervalle
Aufstehhilfen im Bett
Höhenverstellbares Bett
Körperangepasste Matratze
Leuchtende Lichtschalter
Familienmitglieder leben nicht immer in unmittelbarer Nähe und Nachbarn finden manchmal nicht die nötige Zeit zu helfen? Nach einem altersgerechten Umbau können Sie, ggf. mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes, Ihr Wohnen im Alter in der gewohnten Umgebung auch weiterhin selbstbestimmt genießen. Ein externer Pflegedienst geht auf Ihre individuellen Bedürfnisse ein und bietet, neben der medizinischen Pflege und kleinen Hausmeisterdiensten, auch Unterstützung im Haushalt an, wie beispielsweise beim Einkauf, beim Putzen oder bei der Wäsche. Dazu organisieren viele Verbände auch gemeinsame Freizeitaktivitäten. Natürlich können Sie auch Taxi-Fahrten zu Arztterminen sowie „Essen auf Rädern“ in Anspruch nehmen. Diese ambulante Unterstützung bieten Verbände wie beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Caritas oder die Diakonie.
Wenn es aber alleine dann doch nicht mehr klappen sollte, ist dies noch lange kein Grund zur Sorge. Glücklicherweise haben Sie heutzutage eine gute Auswahl an Alternativen für ein angenehmes betreutes Wohnen im Alter. Wir bieten Ihnen hier einen Überblick über unterschiedliche Wohnformen, die, trotz der altersbedingten Einschränkungen, ein selbstbestimmtes Leben mit individueller Lebensgestaltung möglich machen.
Viele ältere Menschen vertrauen bei der häuslichen Pflege lieber den vertrauten Angehörigen. Im klassischen Sinne wohnen mehrere Generationen einer Familie unter einem Dach.
Jedem Familienmitglied wird dadurch gegenseitige Unterstützung ermöglicht. Dieser Austausch, gerade mit Kindern und jungen Menschen, trägt gleichzeitig zur mentalen Fitness im Alter bei. Generationsübergreifendes Miteinander muss sich aber nicht nur auf das Familienleben beschränken. Unsere Nachbarn, die Niederländer machen es vor.
Beispiel Seniorenheim: Die Direktorin Gea Sijpkes öffnete „ihr“ Haus für ein neues, vielversprechendes Wohnkonzept. Hier wohnen Studenten und Senioren einträchtig und begeistert zusammen. Damit möchte Frau Sijpkes Dialoge zwischen Alt und Jung schaffen:
"Unsere Kinder sind ein bisschen wie Prinzen und Prinzessinnen aufgewachsen. Sie haben nicht gelernt, sich um ältere Menschen zu kümmern. Doch wir müssen unsere Sicht auf die Alten ändern. Dass sie sehr wohl einen großen Nutzen für unsere Gesellschaft haben. Und dass die Beziehung zu ihnen wertvoll ist. Das sehen wir jeden Tag bei uns."sagt Gea Sijpkes.
Jede Generation der Bewohner – egal ob alt, jung oder junggeblieben - bringt Erfahrungen und spezielle Kenntnisse mit, von denen andere profitieren und sich dabei noch dazu gut ergänzen. Das nachbarschaftliche Miteinander schafft eine angenehme Atmosphäre. Hier hilft man sich gegenseitig und muss sich nicht auf fremde Menschen einstellen. Auch in einem Mehrgenerationenhaus befinden sich Gemeinschaftsräume sowie die Rückzugmöglichkeit in das eigene, private Zimmer. Dieses Projekt bietet für Studenten kostenlosen, möblierten Wohnraum und ein Sozialleben für die Senioren. Als Gegenleistung für das kostenlose Zimmer verbringt jeder Student 30 Stunden im Monat mit den älteren Mitbewohnern. In dem niederländischen Seniorenheim begleitete eine 92-Jährige ihren studentischen Mitbewohner beispielsweise sogar auf eine Studentenparty.
Auch in Deutschland findet das Konzept „Wohnen für Hilfe“ Anklang, vor allem in Universitätsstädten. Hier wohnen Studierende günstig in einem Haus oder einer Wohnung eines älteren Menschen. Im Gegenzug helfen die Studierenden bei kleineren Aufgaben wie dem Einkauf, Putzen, der Gartenpflege oder dem Gang zum Arzt. Eine Übersicht über die Orte, welche „Wohnen für Hilfe“ umsetzen, finden Sie zum Beispiel auf einer Seite der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.
Wohngemeinschaften sind nicht nur für Studenten attraktiv. Häufig bilden sich Senioren-WGs aus alten Freund- oder Bekanntschaften mit gemeinsamen Interessen heraus, die zusammen in einer Wohnung leben. Allerdings gibt es nicht nur privat gegründete, sondern auch trägergestützte Varianten, z. B. über die Caritas. Dabei sind gemeinsame oder ähnliche Interessen natürlich von Vorteil. Hier findet sich die gleiche Raumaufteilung wie in einer Studenten-WG wieder. Jeder bewohnt ein eigenes Zimmer. Küche, Wohnzimmer/Gemeinschaftszimmer und Bad werden geteilt und gemeinsam genutzt. So bleibt das selbstständige Wohnen erhalten und ein fester, durchstrukturierter Tagesablauf wie im Seniorenheim bleibt erspart. Jeder Bewohner gestaltet seinen eigenen Alltag frei. Braucht man mal Unterstützung, kann man sich an einen Mitbewohner wenden.
Die Miete eines Zimmers in einer WG ist natürlich geringer als eine eigene Wohnung. In einer WG ist immer für zwischenmenschlichen Kontakt gesorgt. Dabei kommt die Privatsphäre dank eines eigenen Zimmers nicht zu kurz. Ein weiterer Vorteil des WG-Lebens sind die gemeinsamen Aktivitäten wie beispielsweise Kochabende. Zudem teilen sich alle Bewohner die Küchenarbeit, die Hausarbeit sowie die anfallenden Kosten für gemeinsame Anschaffungen. Sogar Pflegedienste lassen sich bei Bedarf teilen. Wie das Zusammenlegen von Leistungen funktioniert, erfahren Sie in der Broschüre des Bundesministeriums für Gesundheit.
Das gemeinschaftliche Leben in einer Wohngemeinschaft fordert allerdings ein gewisses Maß an gegenseitiger Toleranz, Nachsicht, Kompromiss- und Konfliktbereitschaft. Dabei kommt es auf die richtige Mischung der WG-Bewohner an. Körperlich fitte Personen leben mit hilfsbedürftigen Senioren zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Damit das Zusammenleben gelingt, hilft eine Auflistung der Rechte und Pflichten aller Bewohner weiter.
Am besten suchen Sie sich für eine WG-Neugründung eine seniorengerechte Wohnung. Dafür bietet es sich an, eine persönliche Wunschliste zu erstellen. Folgende Fragen sollten Sie sich vorab stellen:
Eine weitere ansprechende Alternative zu einer Wohnungsgemeinschaft bietet ein Senioren-Haus. Der Unterschied zwischen der Senioren-WG und der Hausgemeinschaft ist, dass jeder Bewohner eine eigene Wohnung bewohnt. Ein Gemeinschaftsraum im Haus kann von allen Senioren gemeinsam genutzt werden. Hier werden alle Vorteile einer WG ohne deren Nachteile angeboten. Jeder profitiert von der Möglichkeit eines Rückzugsortes in die eigene Wohnung und kann wahlweise an zwanglosen, gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen.
Wenn die Mobilität nachlässt, rückt das Thema Betreuung mehr in den Fokus. Bei dieser alternativen Wohnform leben Senioren in einem Seniorenzentrum oder einem Seniorenwohnpark.
Die Apartments des Seniorenzentrums sind immer barrierefrei und bieten einige Vorteile. Flexible Betreuungspakete und verschiedene Leistungen können ganz individuell zusammengestellt werden, wie z.B. die Unterstützung durch die Mitarbeiter, Mahlzeiten, Freizeitangebote und einen Hausmeisterservice.
Das Prinzip des betreuten Wohnens gibt es auch als eine Variante, die mehr Luxus und Komfort verspricht: die Seniorenresidenz. Im Grundprinzip ähnelt sie einem Altenheim. Gerade dieses Wohnkonzept, dass an eine Hotelanlage erinnert, wird immer beliebter für das Wohnen im Alter. Die eigene altersgerechte Wohnung, in bester Lage, verfügt über eine komfortablere Ausstattung sowie einem größeren Platzangebot. Auf dem Gelände finden Sie nicht nur eine Rezeption, einen Frisör, Wellnessangebote und eine Bibliothek, sondern auch eine Apotheke, Ärzte, einen Supermarkt, ein Restaurant sowie Freizeitmöglichkeiten wie zum Beispiel Konzert- und Theaterabende. Falls Sie dort irgendwann pflegebedürftig werden sollten, müssen Sie nicht umziehen. In einer Seniorenresidenz finden sich alle Pflegestufen wieder. Allerdings sind Seniorenresidenzen sehr kostspielig.
Die Unterbringung in einem Pflegeheim kommt für die Senioren infrage, die geistig oder körperlich nicht mehr in der Lage sind, den Haushalt und ihr Leben selbstständig zu führen. Hier kümmern sich Fachkräfte um die professionelle Pflege und soziale Betreuung, wenn eine nachgewiesene Pflegebedürftigkeit vorliegt. Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten werden auf die Fähigkeiten und Interessen der Pflegebedürftigen zugeschnitten. Das sorgt für Abwechslung im Alltag.
Der Unterschied zwischen Alten- und Pflegeheim liegt darin, dass Sie in einem Altenheim auch wohnen können, wenn Sie nicht pflegebedürftig sind. Hier leben Sie dauerhaft in einem eigenen Zimmer und können die Gemeinschaftsräume nutzen und benötigen keine nachgewiesene Pflegebedürftigkeit. Das soziale Leben steht hier im Fokus.
Für ein Pflegeheim hingegen ist eine nachgewiesene Pflegebedürftigkeit eine Voraussetzung. Hier steht die Pflege im Mittelpunkt und Sie können sich auch nur teilstationär, nur nachts oder nur tagsüber dort aufhalten.
Wohnen im Alter beschränkt sich heute glücklicherweise nicht mehr nur auf das Alten- oder Pflegeheim. Barrierefreie Umbaumaßnahmen und externe Hilfe ermöglichen auch weiterhin ein Leben in der eigenen, liebgewonnenen Umgebung. Außerdem existieren viele verschiedene Wohnformen, die im Alter ein selbstbestimmtes, glückliches Leben mit einer ordentlichen Portion Lebensqualität ermöglichen. Alle alternativen Wohnformen haben Gemeinsamkeiten: das Gefühl der Gemeinschaft, Barrierefreiheit sowie die gegenseitige Unterstützung im Alltag. Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar und verraten uns, wie Sie leben möchten.
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