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Hinter den Kulissen von Lifta - Interview mit Holger Frewer

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Heute stellen wir Ihnen Außendienstmitarbeiter Holger Frewer im Interview vor: Seit seiner Geburt kennt Holger Frewer den „Pott“. Fortziehen? Kein Thema für den begeisterten Sportler. Er liebt Leben, Landschaften und Laster hier und kann sich keinen besseren Ort vorstellen. Seit über zwei Jahren ist der 40-Jährige noch näher dran am Geschehen und trifft als Lifta Berater Menschen zwischen Münster und Mülheim, Hamminkeln und Hückeswagen. Kaum zu Hause hält es den Essener dann nicht mehr auf dem Fahrersitz: Der Tennisplatz ruft. Und am Wochenende der VfL seiner Heimatstadt. Kein Wunder, dass er vor seiner Lifta Zeit als Manager in der Fitnessbranche tätig war. Diese Energie spürt man sofort im Interview mit Holger Frewer.

Bea Becher
Redakteurin Lifta GmbH
Herr Frewer, Sie leben in Essen, mitten im Ruhrgebiet. Was zeichnet in Ihren Augen das Ruhrgebiet aus? Können Sie den Charme Ihrer Heimat in Worte fassen?

Das Ruhrgebiet prägt die Menschen. Gekennzeichnet ist meine Region durch Jahrzehnte von Bergbau, Stahl, Industrie und nicht zuletzt durch den Kampf um Arbeit. Wenn so viele Menschen so nah zusammenleben, bleibt man dann auch gerne höflich auf Distanz. Aber für einander einstehen, zusammenhalten und gemeinsam mit anpacken, das gilt hier ab dem Kindergarten, in der Schule, bei der Arbeit und auch in der Freizeit. „Hart aber herzlich“ sagt man uns nach, aber viel eher offen und ehrlich. So begegnen wir uns hier im Revier.

Auf Ihren Fahrten lernen Sie täglich neue Menschen im Ruhrgebiet kennen. Was sind Gemeinsamkeiten, was sind spezielle Merkmale der Menschen in der Region?

Wenn ich in typischen Bergbau-Gebieten wie beispielsweise Castrop-Rauxel unterwegs bin, stelle ich immer wieder fest, wie stark ein Zusammenhalt durch das Vertrauen in der Nachbarschaft sein kann. Gerade bei der Arbeit unter Tage mussten die Menschen einander vertrauen, sonst wäre es böse ausgegangen. Vielleicht gibt es deshalb im Ruhrgebiet diese spezielle Verbindung unter den alteingesessenen Bewohnern.

Macht das auch Ihren Job im Vertrieb besonders? Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Den Menschen das Leben in ihren einfachen und über all die Jahre ans Herz gewachsenen Zechenhäusern erheblich zu erleichtern, das ist ein Aspekt bei meiner Arbeit im Revier. Das bereitet mir immer wieder sehr große Freude. Ich sichere so im Kleinen Lebensqualität im gewohnten Umfeld der Menschen hier. Da kann es sich dann auch mal in einer Zechensiedlung herumsprechen, dass ein Treppenlift beim Nachbarn eingebaut wurde.

Lifta ist in Köln ansässig, also in der Nähe Ihrer Heimat. Was zog den Ruhrpottler zu Lifta und wie viel Ruhrpott steckt in dem rheinischen Familienunternehmen?

Hier war es eine richtig gute, langjährige Freundschaft, die mich zu Lifta gebracht hatte. „Kumpels“ gibt es halt nicht nur unter Ruhrgebietlern. Der herzliche Umgang mit Menschen, die gegenseitige Wertschätzung, dass eint die Menschen von Rhein und Ruhr, von Köln und aus dem Revier. Es sind die Wurzeln und das Fundament, was uns schließlich stark und erfolgreich macht.

Wer ans Revier denkt, denkt an Zechen. Mit dem Ende der Steinkohleförderung heißt es 2018 „Schicht im Schacht“. Kann daraus weiter Neues entstehen?

Eigentlich befindet sich die Region seit über drei Jahrzehnten im Umbau und man entdeckt immer wieder überraschende Dinge, die aus Altem geschaffen wurden. Die Menschen suchen und finden immer wieder neue Wege und so gestaltet sich der Raum an Rhein und Ruhr immer wieder aufs Neue. Das große Zechensterben ist ja schon lange vorbei. Und daher denke ich: Es sind die vielen Menschen, die das Ruhrgebiet ausmachen und nicht die Anzahl an Hochöfen.

Wie hat sich das Ruhrgebiet entwickelt, wenn Sie an die Zeit Ihrer Kindheit und dann an heute denken?

Damals gab es sehr große Arbeitgeber mit 10.000 Mitarbeitern und mehr. Das Gefühl von Zugehörigkeit spürte man überall. Es gab Fußballvereine, Taubenrennen und den Schrebergarten. Dann kam erst mal nichts. Man hat das Gefühl, das wir hier im Revier damals mit viel weniger – eben mit kleinen Dingen – zufriedener waren. Aber es gab wohl auch einfach weniger. Jetzt sind die großen Arbeitgeber Geschichte. Stahl und Kohle haben an Macht verloren. Heute hat das Revier viel mehr Kunst und Kultur, Wissenschaft und Hochschulen zu bieten. Zechen werden zu Konzertorten oder Museen. Ja, das ist eine ziemliche Veränderung. Aber das Wichtige ist, dass etwas entsteht.

Als Jugendlicher spielten Sie im Ruhrgebiet Fußball für einen bekannten Verein, den VFL Bochum. Was macht den VFL für Sie so besonders?

Das Ruhrgebiet liebt und lebt den Fußball und hat mit Borussia Dortmund und Schalke 04 Fußballvereine mit unzähligen Anhängern. Für mich persönlich ist hier weniger mehr und natürlich bin ich meiner ehemaligen Heimat und meinem Club treu. Wer Herbert Grönemeyer hört, weiß wo im Westen das Herz noch zählt und nicht die Anzahl der Siege oder der Tabellenplatz. Der VfL ist einfach ein ganz besonders Gefühl. Das weiß man sogar in den Städten mit den großen Vereinen.

Wem drücken Sie trotzdem im „großen“ Derby eher die Daumen?

Vielleicht habe ich aus diesem Grund genau zwei Daumen. Die kann ich dann für beide Vereine drücken. Wer im Ruhrgebiet unterwegs ist, der fährt von einer Stadt in die andere, ohne es überhaupt richtig zu merken. Und wer hier so lange lebt wie ich, weder als Schalker noch als Borusse geboren wurde, muss sich da nicht unbedingt festlegen. In meiner Familie sind alle Bochumer. Und dann kommt lange Zeit erst einmal nichts.

Vereine gibt es nicht nur im Fußball. Speziell das Ruhrgebiet lebt von einer Vielzahl an Vereinen und ist auch dafür bekannt. Sind Sie Mitglied bei Schützen oder Taubenzüchtern, Kleingärtnern oder Funkern? Oder einem anderen Verein?

Nachdem ich gegen Ende meiner Teenagerzeit dem aktiven Fußball Adieu gesagt habe, ist Tennis immer wichtiger für mich geworden. Auch in diesem Sport stehe ich seit meiner Jugend auf dem Platz und gehöre dem Verein Tennisclub Burg e.V. in meiner Heimat Burgaltendorf an.

Noch eine Besonderheit des Ruhrgebiets: die ausgeprägte Kioskkultur. Bald ist „Tag des Büdchens“. Haben Sie ein Stammbüdchen? Was schätzen Sie daran?

Ein spezielles Stammbüdchen habe ich nicht, sondern genieße eher die Vielzahl in fast jeder Straße. Schnell mal anhalten und eine Erfrischung und eine kleine gemischte Tüte Weingummi ist keine Seltenheit. Besonders beliebt ist unsere Currywurst vom „Bratwursthaus“ – noch bei vielen Menschen unter dem früheren Namen „Dönninghaus“ bekannt – im Bermuda-Dreieck Bochums.

Wenn es Sie gerade nicht zum Spielfeldgrün zieht: Wo finden Sie das schönste Grün im Ruhrgebiet?

Die Ruhr hat etliche Badebuchten, in denen man auch einfach mal relaxen kann oder man nutzt Wege und Promenaden entlang des Flusses um ein bisschen Sport zu machen.

Generell: Welche touristischen Highlights von Sightseeing bis Shopping würden Sie Besuchern im Ruhrgebiet empfehlen?

Zum Shoppen bietet sich der Ruhr Park in Bochum oder das Centro in Oberhausen an.

Kultur und Theater gibt es im Bochumer Schauspielhaus. Für die ganze Familie ist das bekannte Musical Starlight Express toll, dass seit über 30 Jahren direkt neben dem Bochumer Ruhrstadion residiert.

Die Zeche Zollverein in Essen oder das Bochumer Bergbaumuseum sollte man sich auch nicht entgehen lassen, um in die Zeit der Kohlegewinnung einzutauchen.

Herr Frewer, wir danken Ihnen für das offene Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß bei Lifta!

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