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Zuschüsse für schwerbehinderte Rentnerinnen und Rentner: Alltag mit geistiger Behinderung

8 Min.

Ein Leben mit geistiger Behinderung kann besondere Herausforderungen mit sich bringen – für die betroffenen Rentnerinnen und Rentner ebenso wie für pflegende Angehörige. Viele alltägliche Aufgaben erfordern Unterstützung und auch die finanzielle Belastung ist oft spürbar hoch. Umso wichtiger ist es, dass Sie passende Hilfsangebote für Menschen mit Schwerbehinderung kennen. Von klaren Tagesstrukturen über gezielte Fördermaßnahmen bis hin zu finanziellen Zuschüssen: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Selbstständigkeit und Lebensqualität von schwerbehinderten Rentnerinnen und Rentnern zu stärken. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Hilfen und Leistungen Sie im Alltag in Anspruch nehmen können.

Georg Schenk
Lifta Magazin Autor

Was ist eine „geistige Behinderung“?

Eine Pflegerin legt einer lächelnden älteren Frau die Hand auf die Schulter.

Als sogenannte geistige Behinderung wird eine Form der intellektuellen Beeinträchtigung bezeichnet, bei der bestimmte kognitive Fähigkeiten dauerhaft eingeschränkt sind. Betroffene Menschen haben häufig einen unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten (IQ), benötigen mehr Zeit, um bestimmte Kompetenzen zu entwickeln, und sind in Alltagssituationen daher oft auf Unterstützung angewiesen.

Die Ausprägung einer geistigen Behinderung kann stark variieren: Manche Menschen benötigen eine lebenslange Betreuung rund um die Uhr und umfassende Unterstützung in allen Lebensbereichen, andere können ihren Alltag weitgehend eigenständig gestalten. Viele Betroffene sprechen daher selbst lieber von „Lernschwierigkeiten“ oder „intellektuellen Beeinträchtigungen“, um den Fokus stärker auf das Entwicklungspotenzial und weniger auf Defizite zu lenken.

Die medizinische Einordnung einer geistigen Behinderung erfolgt in der Regel anhand internationaler Klassifikationssysteme wie der ICD-11. Entscheidend für die sozialrechtliche Anerkennung ist die Feststellung eines Grades der Behinderung (GdB) durch das zuständige Versorgungsamt. Ab einem GdB von 50 gelten Menschen als schwerbehindert und haben mit ihrem Schwerbehindertenausweis Zugang zu verschiedenen Leistungen. Wichtig ist: Jeder Mensch mit einer sogenannten geistigen Behinderung ist einzigartig – mit individuellen Stärken, Interessen und Bedürfnissen. Mit der richtigen Förderung und einem unterstützenden Umfeld ist ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben in vielen Bereichen möglich.

Leben mit geistiger Behinderung: Unterstützungsangebote, die wirklich helfen

Menschen mit geistiger Behinderung brauchen im Alltag vor allem Verlässlichkeit und Orientierung – insbesondere, wenn sie bereits in Rente sind. Ein strukturierter Tagesablauf schafft Sicherheit, fördert individuelle Fähigkeiten und stärkt das Selbstvertrauen. Umso wichtiger sind Angebote, die genau das ermöglichen – sei es durch ein unterstützendes Wohnumfeld oder sinnvolle Freizeitgestaltung. Auch Angehörige und Fachkräfte spielen eine zentrale Rolle, um die Selbstständigkeit zu fördern und Inklusion zu ermöglichen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Möglichkeiten und Angebote Menschen mit Schwerbehinderung helfen können.

  • Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM): Die Menschen übernehmen Tätigkeiten, die auf ihre Fähigkeiten zugeschnitten sind – etwa Montage-, Verpackungs- oder Kreativarbeiten. Werkstätten für Menschen mit Behinderung ermöglichen die Teilhabe am Arbeitsleben, während die pädagogische Begleitung gleichzeitig hilft, soziale Kompetenzen zu stärken.
  • Tagesförderstätten: Für Menschen mit höherem Unterstützungsbedarf bieten diese Einrichtungen lebenspraktisches Training, Betreuung und kreative Angebote. Sie fördern alltagsnahe Fähigkeiten wie z. B. Kochen, und schaffen eine klare Tagesstruktur.
  • Ambulant betreutes Wohnen: Hier leben Menschen mit Behinderung in einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft und erhalten stundenweise Unterstützung – zum Beispiel beim Einkaufen, Kochen oder bei Arztbesuchen. So bleibt ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld möglich.
  • Stationäre Wohnangebote: Bei höherem Unterstützungsbedarf bieten stationäre Einrichtungen wie Wohngruppen oder Wohnheime eine 24-Stunden-Betreuung. Ziel ist stets die größtmögliche Selbstständigkeit innerhalb eines geschützten Rahmens.
  • Barrierefreie Freizeitangebote: Musik-, Sport- oder Theatergruppen sowie begleitete Ausflüge und Feste ermöglichen soziale Teilhabe und bereichern den Alltag vieler Menschen mit Schwerbehinderung.
  • Angehörige und Fachkräfte: Eltern, Geschwister oder gesetzliche Betreuerinnen und Betreuer sind wichtige Bezugspersonen, die im Alltag unterstützen. Fachkräfte wie Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger oder Sozialpädagoginnen und -pädagogen ergänzen dieses Netz durch professionelle Begleitung.

Selbstständig leben mit Unterstützung – diese Maßnahmen erleichtern den Alltag

Eine Seniorin mit geistiger Einschränkung wird von einer Angehörigen beim Umgang mit Technik unterstützt.

Ein barrierefreies und gut strukturiertes Wohnumfeld ist ein wichtiger Baustein für ein möglichst eigenständiges Leben. Auch technische Hilfsmittel und digitale Assistenzsysteme tragen dazu bei, dass Menschen mit Schwerbehinderung alltägliche Aufgaben weitgehend selbstständig bewältigen können. Im Folgenden finden Sie konkrete Maßnahmen und geeignete Hilfsmittel, die Rentnerinnen und Rentner mit geistiger Behinderung im Alltag entlasten und ihre Selbstständigkeit fördern:

  • Barrierefreie Wohnanpassung: Rutschfeste Bodenbeläge, kontrastreiche Markierungen oder gut erreichbare Lichtschalter und Griffe sorgen für mehr Sicherheit und Orientierung. Auch einfache Symbole zur Kennzeichnung von Räumen oder Funktionen helfen bei der selbstständigen Nutzung des Wohnraums.
  • Digitale Alltagshilfen: Sprechende Kalender, Notrufsysteme oder Erinnerungs-Apps unterstützen Menschen mit Schwerbehinderung bei der Organisation ihres Tages. Haushaltsgeräte mit Symbolen oder Sprachausgabe sowie Tablets mit vereinfachter Bedienoberfläche ermöglichen die aktive Teilnahme am Alltag.
  • Einfach bedienbare Haushaltshelfer: Hilfsmittel wie Wasserkocher mit automatischer Abschaltung, Herdsicherungen oder Waschmaschinen mit Klartextanzeigen erleichtern den Haushalt erheblich. Sie reduzieren Unfallrisiken und ermöglichen es Menschen mit Schwerbehinderung, tägliche Aufgaben ohne ständige Aufsicht zu erledigen.

Diese Zuschüsse entlasten finanziell

Finanzielle Unterstützung kann vieles erleichtern – vom Lebensunterhalt über Assistenz bis hin zu technischen Hilfen. Besonders für die Angehörigen von Rentnerinnen und Rentnern mit einer sogenannten geistigen Behinderung ist es wichtig, alle vorhandenen Ansprüche zu kennen, um sie gezielt nutzen zu können. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über zentrale Leistungen, die Entlastung schaffen und wie Sie die entsprechenden Anträge stellen:

  • Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung: Bei geringer Rente oder fehlender Erwerbsfähigkeit können Menschen mit Schwerbehinderung die Grundsicherung erhalten – unabhängig davon, ob die Behinderung von Geburt an besteht oder später eintritt. Voraussetzung ist in der Regel ein anerkannter Grad der Behinderung sowie ein entsprechender Einkommensnachweis. Den Antrag stellen Sie direkt beim zuständigen Sozialamt.
  • Steuerliche Entlastung durch den Behinderten-Pauschbetrag: Menschen mit Schwerbehindertenausweis können über die Steuererklärung den sogenannten Pauschbetrag geltend machen. Voraussetzung ist ein anerkannter Grad der Behinderung (GdB), der die Höhe des Pauschbetrags bestimmt: Bei einem GdB von 50 beträgt der Pauschbetrag 1.140 Euro, bei GdB 70 sind 1.780 Euro vorgesehen und bei GdB 100 schließlich 2.840 Euro. Zusätzlich können Sie als bevollmächtigte Person die Kosten für Pflege, Fahrtwege oder Hilfsmittel als außergewöhnliche Belastungen in der jährlichen Einkommensteuererklärung Ihres Angehörigen geltend machen.
  • Persönliches Budget: Wenn Rentnerinnen und Rentner mit geistiger Behinderung selbst entscheiden möchten, welche Hilfen sie in Anspruch nehmen, können sie das sogenannte Persönliche Budget beantragen. Dabei wird ein monatlicher Geldbetrag gezahlt, mit dem die nötige Unterstützung – zum Beispiel Assistenzkräfte oder Alltagsbegleitung – eigenständig organisiert werden kann. Das Budget ist freiwillig. Zuständig ist in der Regel der Träger der Eingliederungshilfe (Sozialamt) oder ein anderer Rehabilitationsträger wie die Pflegekasse oder Rentenversicherung. Menschen mit geistiger Behinderung können das Budget allein oder gemeinsam mit Angehörigen bzw. Bevollmächtigten beantragen.
  • Vergünstigungen durch den Schwerbehindertenausweis: Ein Schwerbehindertenausweis mit entsprechendem Merkzeichen ermöglicht verschiedene Entlastungen im Alltag. Dazu gehören zum Beispiel eine Ermäßigung oder Befreiung bei der Kfz-Steuer, die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, Nachteilsausgleiche im Gesundheitswesen sowie ein ermäßigter Rundfunkbeitrag. Voraussetzung für diese Vergünstigungen ist ein gültiger Schwerbehindertenausweis mit dem jeweils erforderlichen Merkzeichen. Die Anträge müssen bei den zuständigen Stellen eingereicht werden – etwa bei der Kfz-Zulassungsstelle, dem regionalen Nahverkehrsanbieter oder dem Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio.

Übrigens: Sie sollten regelmäßig prüfen, ob neue Ansprüche für Ihre Angehörige oder Ihren Angehörigen bestehen oder sich Leistungen geändert haben. Beratungsstellen oder Behindertenverbände helfen Ihnen bei der Orientierung.

Wie Lifte im Alltag helfen

Besonders bei zusätzlichen körperlichen Einschränkungen stellen Treppen oft ein unüberwindbares Hindernis dar. Treppenlifte und Rollstuhl-Hebebühnen unterstützen Menschen mit Schwerbehinderung im Alltag und entlasten ihre Angehörigen. Die Liftlösungen ermöglichen den sicheren und weitgehend selbstständigen Transport zwischen den Etagen und helfen dabei, so lange wie möglich im gewohnten Zuhause zu bleiben.

Mit der richtigen Unterstützung selbstbestimmt leben

Der Alltag mit geistiger Behinderung stellt besondere Anforderungen – vor allem in der Rente. Doch mit den richtigen Hilfen lässt sich vieles erleichtern. Dabei zählt jede Maßnahme, von finanziellen Zuschüssen über alltagstaugliche Technik bis hin zur verlässlichen Assistenz. Wenn Sie die passenden Unterstützungsangebote kennen und gezielt nutzen, können Sie sowohl die Selbstständigkeit als auch die Lebensqualität nachhaltig stärken. Dabei kommt es auch auf die richtige Mischung an: individuelle Förderung, professionelle Begleitung und praktische Hilfsmittel wie Treppenlifte für barrierefreies Wohnen. Informieren Sie sich und holen Sie sich die Unterstützung, die Ihnen zusteht.

Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit Angeboten und Leistungen für Menschen mit Schwerbehinderung gemacht? Teilen Sie Ihre Tipps oder Fragen gerne in den Kommentaren!

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