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Moderne Bestattungsformen: Trends auf Friedhöfen

8 Min.

In Deutschland ist es Tradition, dass Verstorbene entweder in Form einer Erd- oder Feuerbestattung beigesetzt werden. Wenn sich Angehörige von einer geliebten Person trennen, gelten diese beiden Bestattungsformen oft als die einzigen Möglichkeiten. Doch seit einiger Zeit wandelt sich die Bestattungskultur und es tauchen immer mehr alternative Bestattungsarten auf, die den Wunsch nach Individualität ermöglichen: Baumbestattung, Diamantbestattung oder Seebestattung sind nur ein paar Beispiele.

Georg Schenk
Lifta Magazin Autor

Von der Trauerfeier bis zur Beerdigung wünschen sich immer mehr Deutsche eine selbstbestimmte Bestattung: diese soll den Charakter und die individuellen Eigenschaften der Person widerspiegeln. Somit sind die klassischen Friedhöfe mit den traditionellen Gräbern immer weniger gefragt und moderne Bestattungsformen rücken in den Fokus – und das nicht nur bei Angehörigen nach einem Todesfall, denn viele Menschen planen bereits vor dem Abschied aus dem Leben, wie ihr letzter Ruheplatz aussieht.

Deutsche Friedhöfe: Urnenbestattung als Trend

Grab mit Grabstein auf Friedhof

Seit einiger Zeit sinkt die Nachfrage an traditionellen, pflegeintensiven Gräbern mit Grabstein. Bereits 20 bis 25 Prozent aller Angehörigen wählen mittlerweile eine Alternative zur konventionellen Grabstätte. Der wachsende Wunsch nach pflegefreien Gräbern zeigt sich auch in der Wahl der Bestattung: Aeternitas, eine bundesweite Verbraucherinitiative zur Bestattungskultur, zählte 2018 in Deutschland knapp 70 Prozent Feuerbestattungen und 30 Prozent Erdbestattungen.

Eine Urne spart nicht nur Platz, sondern auch Geld. Eine Bestattung nach einer Einäscherung ist günstig – sie kostet rund 1.000 Euro. Im Vergleich dazu müssen Sie bei einer durchschnittlichen Beerdigung im Sarg, aber ohne Grabstein und spätere Pflege mit circa 4.500 Euro rechnen. Für alle, die nach ihrem Tod für die Angehörigen weder zeitlich noch geldlich zur Last fallen wollen, ist die Urnenbestattung eine passende alternative Art der Bestattung.

Urnenbestattung in einer oberirdischen Grabkammer

Moderne Bestattungsformen: Urnengräber an einer Wand

Diese besondere Form der Urnenbestattung wird in Deutschland bislang noch sehr zurückhaltend angenommen: Ein Kolumbarium ist eine Grabkammer über der Erde. Das ist ein Raum oder ein ganzes Gebäude, in dessen Wänden kleine Kammern untergebracht sind. In den einzelnen Nischen wird jeweils eine Urne beigesetzt.

Ein Platz in einer solchen Urnenwand ist meistens mit geringeren Kosten verbunden als beispielsweise ein Wahlgrab. Neben den Grabnutzungsgebühren, die sich je nach Kolumbarium auf über 3.000 Euro belaufen können, fallen keine weiteren Bestattungskosten wie beispielsweise für einen Grabstein oder für die Grabpflege an.

Naturnahe Urnenbestattung: Baum, Rasen oder Wald

Mehr und mehr Angehörige weichen bei der Urnenbestattung auf naturnahe Alternativen aus: Dabei findet die Beisetzung nicht wie üblich auf einem Friedhof, sondern in einem dafür freigegebenen Stück Forst statt, dem Friedwald. In 80 Zentimeter Tiefe ruhen die Verstorbenen dann im Wurzelbereich eines Baumes. Um den Friedwald so naturbelassen wie möglich zu halten, verzichten Angehörige bei dieser Art der Bestattung auf Kerzen, Blumen oder Fotos.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich in einer Urne auf einer Rasenfläche innerhalb eines kommunalen Friedhofs bestatten zu lassen. Damit befindet sich die letzte Ruhestätte an einem offiziellen Ort der Trauer mit festgelegten Öffnungszeiten und den entsprechenden Regeln. Wer es also so natürlich wie möglich liebt, der findet seine letzte Ruhestätte in einem oben beschriebenen Friedwald.

Formen der alternativen Bestattung

Neben den klassischen Bestattungsformen der Erdbestattung und Feuerbestattung treten vermehrt moderne Alternativen auf. Diese Arten der Bestattung sind dadurch gekennzeichnet, dass die Beisetzung nicht auf Friedhöfen stattfindet und eine Einäscherung notwendig ist. In Deutschland werden moderne Bestattungen immer beliebter. Denn viele Hinterbliebene haben den Wunsch, ihrer geliebten Person einen individuellen Abschied zu ermöglichen. Jedoch sind aufgrund der Friedhofspflicht nicht alle modernen Bestattungsformen in Deutschland erlaubt. Einige Bundesländer, wie Nordrhein-Westfalen, Saarland und Baden-Württemberg haben bereits neue flexiblere Bestattungsgesetzte erlassen.

Folgende alternative Bestattungsformen gibt es:

  • Baumbestattung
  • Luftbestattung
  • Fluss- oder Seebestattung
  • Diamantbestattung

Baumbestattung

Moderne Bestattungsformen: Holzscheibe statt Grabstein an einem Baum

Neben dem Friedwald gibt es die moderne Bestattungsart des Lebensbaums. Hierbei findet nach einem Trauerfall die Einäscherung statt. Die Asche des Verstorbenen wird mit Bodensubstrat vermischt. Dann wird ein junger Baum Ihrer Wahl in dieses Substrat gepflanzt. Aus der Asche der geliebten Person zieht der Baum seine Nährstoffe und Mineralien. Nach circa einem halben Jahr Wachstumszeit nehmen die Angehörigen den Baum mit nach Hause. Die Symbolik, dass aus der Asche des Verstorbenen ein lebendiges Bäumchen wächst und damit der Mensch im Baum weiterlebt, spendet vielen Menschen Trost.

Luftbestattung

Die Luftbestattung ist wohl die spektakulärste der modernen Bestattungsformen und besonders für abenteuerliche Menschen geeignet. Eins vorneweg: Sie ist in Deutschland gesetzlich nicht erlaubt. Hierbei wird die Asche des Verstorbenen in einer Urne aufbewahrt bis zum großen Tag. Am Tag der Bestattung fliegen die Angehörigen mit einem Heißluftballon oder Flugzeug in die Höhe und verstreuen zeremoniell die Asche in der Luft. Die Luftbestattung halten Sie als Herzenserinnerung immer bei sich und sagen Ihrem geliebten Menschen auf ganz besondere Weise Lebewohl.
Eine anonyme Luftbestattung kostet ungefähr 300 Euro – die individuelle Bestattung mit Anwesenheit der Hinterbliebenen beläuft sich auf circa 3.000 bis 4.500 Euro. Hierbei fallen die Pflege des Grabes und Friedhofsgebühren weg, weshalb sie eine pflegearme Alternative zur Erdbestattung darstellt.

Fluss- oder Seebestattung

Moderne Bestattungsformen: Laterne mit Anker am Strand

Viele Menschen mögen die Vorstellung, im Einklang mit der Natur ihre letzte Ruhe zu finden. Gerade das Wasser als Symbol für das Leben ist eine beliebte Alternative zur Beerdigung auf einem Friedhof. Deshalb erfreuen sich Fluss- oder Seebestattungen als weitere Arten der Naturbestattung großer Beliebtheit. Der Abschied eines Verstorbenen erfolgt entweder auf dem Meer oder auf Binnengewässern wie Seen und Flüssen.

Sowohl bei der Fluss- als auch der Seebestattung wird die Asche in einer wasserlöslichen Urne im Wasser beigesetzt. Die Asche zu verstreuen, ist in Deutschland bisher nicht gestattet. Geeignete Orte für eine Seebestattung sind die Nord- oder Ostsee. Eine Flussbestattung ist in den Niederlanden ohne Probleme möglich. Die Trauerfeier findet meistens an Board der Boote statt.

Diamantbestattung

Die sogenannte Diamantbestattung ist ein mehrmonatiger und kostenintensiver Prozess. Dabei wird aus einem Teil der Asche des Verstorbenen unter sehr hohem Druck und Temperatur ein Diamant gepresst. Die verbleibende Asche kann von den Angehörigen beigesetzt werden. Diese Art der Bestattung ist deshalb eher eine Weiterverarbeitung der Asche als ein eigenständige Bestattungsform.

Die Hinterbliebenen können den Diamanten als Erinnerung an die geliebte Person ständig bei sich tragen. Er symbolisiert Unsterblichkeit und ist gerade für Personen sinnvoll, die einen besonderen Menschen verloren haben. Hier kann der Diamant bei der Trauerbewältigung helfen. Diese Art der Bestattung liegt preislich bei mindestens 5.000 Euro und somit teurer als gewöhnliche Bestattung mit Urne oder Sarg.

Vorteile moderner Bestattungsformen

In Deutschland gibt es jährlich über 800.000 Todesfälle. Von diesen Verstorbenen wird nur ein kleiner Teil mit modernen Bestattungsformen verabschiedet. Alternative Beisetzungen bieten jedoch einige Vorteile:

  • Pflegearm: Nahezu alle modernen Bestattungsarten kommen ohne Grabpflege aus, denn es gibt kein klassisches Grab, um das sich die Angehörigen kümmern müssen.
  • Finanzielle Erleichterung: Manche Menschen stellt das Ableben ihrer Liebsten vor eine finanzielle Herausforderung. Durch geringere Folgekosten sind die alternativen Bestattungsformen auch in dieser Hinsicht eine Erleichterung. Trotzdem wird der geliebten Person ein würdiger Abschied bereitet.
  • Multikulturell: Insbesondere für Menschen, die nicht dem christlichen Glauben angehören, bieten sich alternative Bestattungsformen an. In Deutschland leben Menschen aus verschiedensten Kulturen und Glaubensgemeinschaften, weshalb sich das Bild des traditionellen Friedhofs ändert und moderne Bestattungen beliebter werden.
  • Individuell: So individuell Grabsteine auf traditionellen Gräbern auch gestaltet werden können, moderne Bestattungsformen beziehen die Persönlichkeit des Verstorbenen auf besondere Weise mit ein. War der Herzensmensch naturverbunden, bietet sich eine Beisetzung an den Baumwurzeln an. Für wasserbegeisterte Menschen eignet sich eine Seebestattung.

Der Friedhof der Zukunft – als Grünanlage für alle?

Moderne Bestattungsformen: Bank zum Ausruhen in einem Park

Trauer gehört zum Leben und damit auch in den Alltag. Deshalb fordern Expertinnen und Experten, Friedhöfe zu einem Ort für Trauer, Tod und lebendiges Miteinander zu gestalten. Dies könnte zum Beispiel durch eine Mischung der verschiedenen Bestattungsformen in einer parkähnlichen Umgebung passieren: Ein Platz für Angehörige und Mitmenschen mit genügend Freiraum, um im Alltag einen ruhigen Ort zum Durchatmen zu finden. Ob das der neue Trend für deutsche Friedhöfe wird, bleibt abzuwarten.

Berlin geht jedenfalls schon mit gutem Beispiel voran. Hier gibt es gleich zwei Friedhofcafés: Eine alte Aufbahrungshalle auf dem Friedrichswerderschen Friedhof in der Kreuzberger Bergmannstraße dient als Räumlichkeit für das Café Strauss. Das zweite sehr charmante Berliner Friedhofscafé Finovo befindet sich in einem kleinen Haus direkt am großen Eingangstor zum St. Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg.

Fazit

Moderne Bestattungsformen sind gute Alternativen zur altbekannten Erdbestattung oder Feuerbestattung, auch wenn sie in Deutschland aufgrund der Friedhofspflicht noch nicht überall umsetzbar sind. Gerade für das individuelle Erlebnis und Gedenken an den geliebten Menschen bieten die alternativen Bestattungsarten eine besondere Form der Trauer und des Abschieds.

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