Lifta Magazin /Panorama /Fast vergessene deutsche Wörter – unsere Top 30 aus dem alten Wortschatz

Fast vergessene deutsche Wörter – unsere Top 30 aus dem alten Wortschatz

11 Min.

Sprache ist ein Zeichen von Lebendigkeit. Sie ist dynamisch und spiegelt in ihren Ausdruckformen immer auch die aktuelle Gesellschaft wider. Daher ist Sprache naturgemäß auch einem ständigen Wandel unterworfen. Sie wird von kulturellen Entwicklungen beeinflusst. Oder passt sich gesellschaftlichen Veränderungen an. So kommt es auch, dass viele Wörter ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren und schließlich ganz aus der Mode kommen.

Deshalb haben wir für Sie eine Auswahl von 30 fast vergessenen, alten deutschen Wörtern zusammengestellt. Einige davon sind kompliziert oder ungewöhnlich – Wörter, die heute kaum noch jemand kennt. Andere wecken nostalgische Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Tauchen Sie ein in einen sprachlichen Schatz vergangener Tage – mit Ausdrücken, die nicht nur den deutschen Wortschatz, sondern auch unsere Geschichte bereichern.

Bea Becher
Redakteurin Lifta GmbH

Unsere Top 30 der fast vergessenen deutschen Wörter

Hier kommen unsere ausgewählten Schätze des Sprachgebrauchs. Bei manchen liefern wir ein paar Erklärungen dazu. Überlegen Sie mal, wann Sie zuletzt eines der nachfolgenden Wörter benutzt haben. Fast vergessen oder doch noch gebräuchlich? Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldung.
Fast vergessene alte deutsche Wörter - los geht's:

Amtsschimmel

Was naiv als schnelles weißes Pferd von Beamten verstehen werden kann, ist in Wahrheit das genaue Gegenteil. Trägheit ist hier eher Programm. Das Futter nimmt dieses Tier in der Kantine zu sich. Und sein Stall ist auf dem Amt mit festen Öffnungszeiten von 10-12 Uhr mittags. Kollegen sind übrigens die sogenannten Bürohengste.

Abkupfern

Kupferstecher waren die ersten Vorläufer unserer Kopiergeräte. Ihre Aufgabe war es, das Abbild eines zu kopierenden Gemäldes spiegelverkehrt in eine Kupferplatte zu ritzen. Originalgetreu – dieses handwerkliche Geschick geriet aber mit den Jahren sprachlich in Verruf: Ohne eigenen Aufwand einfach etwas kopieren und bewusst ein Plagiat anfertigen. So geschehen in diversen Doktorarbeiten öffentlicher Personen …

Augenweide

Ein Weidenbaum, der seine schlanken Äste zu Boden neigt, war das romantische Vorbild: Eine Augenweide ist ein Anblick, der unsere Augen erfreut. Diese Wertschätzung für jede wohltuende schöne Gestalt oder Form machte schnell die Runde. Sie markiert bis heute visuell Wertvolles – ohne dabei auf die Schönheit im Einzelnen einzugehen.

Backfisch

Ein etwas aus der Mode geratenes Wort für ein junges Mädchen, das gerade kein Kind mehr, aber noch keine Frau ist. In der Pubertät, auf der Suche nach sich selbst – und gern mit geheimen Tagebuchseiten voller Herzchen. Der Begriff stammt vermutlich aus der Fischerei, wo „Backfische“ zu klein zum Verkauf, aber groß genug zum Braten waren. Heute würde man sagen: Teenagerin mit Stilkrise.

Bandsalat

Keine leichte Kost, sondern vielmehr das Ergebnis altertümlicher Magnetbandwiedergabe. Irgendwann leierte der Kassettenrekorder mit dem Lieblingshörspiel aus. Das Magnetband schlug wilde Wellen außerhalb– und manchmal auch innerhalb des Abspielgerätes. Also zückte man den Bleistift, steckte ihn in eins der Löcher der Kassette, drehte das Band wieder auf und sorgte damit für Ordnung in der Kassette.

Bauchpinseln

Alte Schreibmaschine mit leerem Papier

Bauchpinseln beschreibt sinngemäß das Bauchstreicheln von Hund oder Katze, die sich als Zeichen des Vertrauens auf den Rücken legen. Wollen wir nett zu unseren Mitmenschen sein, sollten wir das Streicheln des Bauches allerdings vermeiden. Es reicht, wenn man seinem Gesprächspartner ein nettes Kompliment macht. Vielleicht nicht gerade auf den Bauch bezogen …

blümerant

Kommt vom Französischen bleu-mourant und heißt wörtlich sterbendes Blau. Fielen Damen in zu eng geschnürten Korsetts früher in Ohnmacht, so wurde ihnen bleu-mourant vor Augen. Eingedeutscht nennt man das jetzt blümerant.

Dreikäsehoch

Kann man wörtlich nehmen, muss man aber nicht: Dieser junge Mensch muss erst noch wachsen, um die Körpergröße und das Verständnis für diesen lustigen Begriff zu bekommen: Früher war ein Dreikäsehoch ein Kind, das sich für ein zartes Alter von drei bis sechs Jahren zu sehr aufspielte.

Firlefanz

Zuckerstangenlametta, überladene Deko oder zwölf Filter auf einem Instagram-Foto – alles Firlefanz. Das Wort beschreibt alles, was unnötig, übertrieben oder schlicht zu viel ist. Ursprünglich bezog sich Firlefanz auf modischen Schnickschnack oder albernes Benehmen. Heute hat es sich zur Allzweckwaffe entwickelt: ein Augenzwinkern gegen Übertreibung aller Art.

Fisimatenten

Dieses Wort hat eine spannende Herkunft: Während der französischen Besatzung luden französische Soldaten gerne deutsche Mädchen mit den Worten: Visitez ma tente! also: Besuchen Sie mein Zelt! ein. Gestrenge Eltern formulierten daraus eine Ermahnung: Aber keine visitez-ma-tente! Das klang mit deutschem Akzent schnell wie „keine Fisimatenten“. Was so viel heißt wie keinen Blödsinn zu machen. Sprachwissenschaftler zweifeln übrigens an diesem Erklärungsversuch.

Gabelfrühstück

Das elegante Gabelfrühstück ist ein reichhaltiges zweites Frühstück.  Es wird am späten Vormittag zwischen 11 und 13 Uhr bei besonderen Anlässen eingenommen. Dabei werden pikante kalte oder warme Speisen mit alkoholischen Getränken serviert. Heute nennt man das mehrgängige Vergnügen neudeutsch Brunch.

Gedöns

Ein bisschen Kram hier, ein bisschen Tinnef dort – und schon ist das Chaos perfekt. „Gedöns“ ist der liebevolle Sammelbegriff für alles, was man eigentlich nicht braucht, aber trotzdem besitzt. Früher nutzte man es, um unnötige Dinge oder aufgebauschtes Verhalten zu beschreiben. Heute würde man sagen: viel Lärm um nichts. Ob in der Handtasche, im Geräteschuppen oder im politischen Betrieb – ein bisschen Gedöns ist überall.

Hagestolz

Der kauzige Junggeselle setzt sich zusammen aus althochdeutsch Hag „kleines, umfriedetes Gut“ und -stalt „besitzend“. Da immer nur der älteste Sohn das Erbgut bekam, wurden die jüngeren Söhne mit Nebengütern bedacht. Diese waren oft so klein, dass man mit ihnen keine Familie ernähren konnte. Der Besitzer eines solchen Gutes musste also unverheiratet bleiben. Heute sagt man wohl am ehesten überzeugter Single dazu.

Haderlump

Ein Lump ist ein einfach mieser Typ, ein Halunke. Ein Haderlump ist die Steigerung: Hader bedeutet soviel wie Streit. Zusammen ergibt das die Bezeichnung für einen Herumtreiber oder Taugenichts. Zeitgemäßer bezeichnet man solche Exemplare als Vollpfosten. Dieses einschlagende Wort ist offiziell anerkannt und steht mittlerweile sogar im Duden.

honnet

Offenes altes Buch

Was sich hier so freundlich anhört, ist es auch. Honett bezeichnet ganz brav die Eigenschaften rechtschaffen, ehrenhaft und anständig. Leider sagt das niemand mehr. Daher ist dieses Wort nicht nur vom Vergessen, sondern ganz akut vom Aussterben bedroht.

Kokolores

Ein Begriff mit Rhythmus, der schon beim Aussprechen gute Laune macht: Kokolores! Was sich anhört wie ein Karnevalstanz, ist in Wirklichkeit eine kölsche Spezialität – sprachlich gesehen. Gemeint ist albernes, sinnfreies Gerede oder übertriebener Firlefanz. Ob beim Stammtisch, im Büro oder auf Familienfeiern: Wer zu viel redet und zu wenig sagt, macht eben Kokolores.

kommod

Denkt man bei diesem Wort an das Möbelstück, liegt man gar nicht so falsch. Kommod bezeichnet etwas Heimeliges, Bequemes, schlicht etwas Gemütliches. Kommod beschreibt gerne auch einen Gefühlszustand: Du hast es aber kommod.

Lausejunge

Frech, neugierig und immer zu einem Streich aufgelegt: Der Lausejunge ist das Pendant zum Lausbub, nur eine Nuance frecher. Meist mit zerzausten Haaren, schmutzigen Knien und einer Steinschleuder in der Hosentasche. Das Wort wurde oft mit einem Lächeln gesagt – weil man wusste: So ein kleiner Unfug gehört einfach zur Kindheit dazu.

Luftikus

Leichtfüßig, ungebunden und ein bisschen flatterhaft – das ist der Luftikus. Meist ein junger Mann, der mehr an Sommerabenden als an Lebensplanung interessiert ist. Er weht wie ein laues Lüftchen durch die Welt, nimmt die Dinge nicht zu ernst und genießt das Leben. Kein Wunder, dass das Wort oft mit einem liebevollen Augenrollen verwendet wurde.

Mumpitz

Ursprünglich bezeichnet Mumpitz eine Schrecken verbreitende Gestalt. Der Ursprung des Wortes liegt zu einem Teil in vermummen – also zur Unkenntlichkeit verkleiden. Der andere Teil des Wortes -pitz hat sich aus Butzemann entwickelt. Das ist eine folkloristische Figur zur Einschüchterung von Kindern. Also bezeichnet Mumpitz einen Schrecken, der nicht sofort als solcher zu erkennen ist. Mumpitz wurde eine Zeitlang für Gerüchte verwendet, die Schrecken verbreiten sollten. Heute ist Mumpitz eher ein humorvoller Kommentar zu etwas, was offensichtlich auf Firlefanz beruht. Womit wir gleich beim nächsten fast vergessenen Wort wären: Firlefanz ist albernes Gehabe oder unnötiges Zeugs.

piesacken

Hier piekst etwas – das Wort klingt schon wie etwas Fieses, Gemeines und Schmerzhaftes. Heute würde man eher triezen oder ärgern dazu sagen.

Papperlapapp

Ein einziges Wort – und schon ist das Thema beendet. „Papperlapapp“ ist die charmant-altmodische Version von „Ach, hör doch auf!“ oder „Das ist doch Quatsch!“. Es wurde besonders gerne von Eltern oder Großeltern verwendet, wenn man als Kind mal wieder Unsinn redete – oder sich herausreden wollte. Ein wortgewordenes Kopfschütteln, mit einer Prise Herablassung und einer Portion Humor.

Splitterfasernackt

Wenn jemand besonders nackt ist, dann besteht die Bezeichnung dafür aus zwei zusätzlichen Komponenten zum Nacktsein: Splitter wie ein abgezogener Splitter vom Baumstamm und Faser wie die Faser vom Pulli. Nackter geht’s einfach nicht und daher sollten wir dieses schöne Wort nicht vergessen!

Springinsfeld

Laut Duden ist ein Springinsfeld ein unerfahrener, unreifer junger Mensch von unbekümmerter Wesensart. Dabei war „Ich springe ins Feld“ ursprünglich der Spitzname von Landsknechten, Handwerksburschen und dergleichen. Inzwischen ist damit eher ein Grünschnabel gemeint.

Schwerenöter

Der Schwerenöter ist ein Mann, der durch seinen Charme und eine gewisse Durchtriebenheit Eindruck macht.  Und es damit versteht, sich etwas zu verschaffen. Gerne spricht er dem Alkohol und den Frauen zu sehr zu und hat daher immer auch einen gewissen Ruf weg.

Saumselig

Hört sich an, als ob jemand verträumt auf den Saum von Kleidungsstücken starrt. Und doch stammt das -selig in diesem Adjektiv von einem auf -sal endenden Wort. Das hat in den meisten Fällen eine negative Bedeutung. Aus dem Mittelhochdeutschen sümesal (Versäumnis) entwickelte sich das Adjektiv saumselig. Heute kennt man versäumen als Verb. Saumselig sind solche Charaktereigenschaften, die man sich besser abgewöhnen sollte: Ein saumseliger Mensch ist nachlässig und träge. Er hängt Tagträumen nach und kommt seinen Pflichten nicht nach.

Stelldichein

Wer sich zu einem Stelldichein verabredet, tut das mit einer gewissen Absicht – und meist im Schutz der Dunkelheit. Der Begriff steht für ein romantisches oder heimliches Treffen, oft mit Herzklopfen und leiser Vorfreude verbunden. Im Zeitalter von Dating-Apps klingt das Wort fast schon wie Poesie. Ein Stelldichein hatte noch Stil – und meist eine Picknickdecke im Gepäck.

Tausendsassa

Ein Wort wie ein Superhelden-Cape: Wer ein Tausendsassa ist, kann alles – oder tut zumindest so. Der Begriff beschreibt eine Person mit vielen Talenten, die auf sämtlichen Hochzeiten tanzt, dabei jongliert und nebenbei noch die Steuererklärung macht. Früher ehrfürchtig anerkannt, heute etwas seltener gebraucht – obwohl wir sie alle kennen, diese Multitalente mit Dauerenergie.

Vettel

Eine Vettel ist eine ungepflegte, schlampige ältere Frau mit verdorbenem Charakter. Also kein besonders erstrebenswerter Zustand.

Leser:innen-Lieblinge: Wörter aus den Kommentaren

Unsere Community hat begeistert mitgemacht und viele fast vergessene Wörter beigesteuert. Einige davon sind so charmant, dass wir sie Ihnen nicht vorenthalten möchten:

  • Aussteuer: Die liebevoll zusammengestellte Ausstattung, die junge Frauen früher zur Hochzeit mit in die Ehe brachten – von Bettwäsche bis Kaffeegeschirr.
  • Schlüpfer: Ein herrlich altmodisches Wort für Damenunterwäsche – einst Standard im Sprachgebrauch, heute eher Anlass für ein Schmunzeln.
  • Stehrümchen: Hübsch anzusehen, aber völlig nutzlos: kleine Ziergegenstände, die hauptsächlich eines tun – herumstehen.
  • Querolant: Ein Mensch, der ständig meckert und Streit sucht. Der Begriff stammt aus dem Süddeutschen und hat eine herrlich grantige Klangfarbe.
  • Puniel: Ein Begriff aus alten Haushalten, der meist für kleine, praktische Gegenstände genutzt wurde – genaue Herkunft unklar, aber definitiv regional.
  • Gelleretli: Besonders im süddeutschen Sprachraum verwendet: eine niedliche Bezeichnung für Wackelpudding oder Gelee.
  • Brustbeutel: Ein Klassiker der Kindheit: Um den Hals getragen, sorgte er zuverlässig dafür, dass Busfahrkarte und Taschengeld nicht verloren gingen.
  • Brimichl: Ein Klassiker der Kindheit: Um den Hals getragen, sorgte er zuverlässig dafür, dass Busfahrkarte und Taschengeld nicht verloren gingen.
  • Schnurrenzeug: Kleiner, meist unnützer Kram, der trotzdem irgendwie dazugehört – eine Art emotionaler Krimskrams.
  • Obacht: Ein warnender Ausruf, wenn man besonders aufmerksam sein sollte. Heute fast vergessen, früher Standard im Alltag.

Nostalgie für den Wortschatz

Das ist nur eine kleine fast vergessene deutsche Wörter-Auswahl! Wenn Sie Lust auf mehr bekommen haben, finden Sie bei KunstWorte weitere seltene Exemplare aus dem Wortschatz.
Sie können all diese herrlichen Wörter auch in unserem Buchtipp von Bodo Mrozek nachschlagen. Er sammelt in seinem Lexikon der bedrohten Wörter all jene Wörter, die lustig altmodisch und damit manchmal auch merkwürdig klingen. Ein herrlicher Lesespaß, wie wir meinen.

Und? Wann haben Sie einen der genannten Ausdrücke zuletzt benutzt? Haben Sie auch einen liebsten altmodischen Begriff? Oder kennen Sie komplizierte Wörter, die sonst keiner kennt und damit in unsere Auflistung gehört? Wir freuen uns über ihre sprachlichen Altertümchen. Hinterlassen Sie uns gerne Ihr Lieblingswort in einem Kommentar! Herzlichen Dank.

Anregungen, Fragen, Kritik?
Hinterlassen Sie uns doch einen Kommentar

Ihr Kommentar wurde abgeschickt!

Nach einer kurzen Überprüfung durch unser Redaktionsteam wird dieser dann freigeschaltet.

* Pflichtfeld
"Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachname ein.

Bitte beachten Sie unsere Hinweise zum Datenschutz

Kommentare unserer Leser