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Bettlägerig – wenn das Bett zum Lebensmittelpunkt wird

6 Min.

Bettlägerigkeit bedeutet für viele Menschen einen tiefgreifenden Einschnitt in den Alltag und stellt auch ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Geht die Mobilität verloren und wird das Bett zum Zentrum des Lebens, sind die Pflegebedürftigen auf Unterstützung angewiesen. Für pflegende Angehörige kann das eine enorme physische und emotionale Belastung darstellen.

Mit den richtigen Hilfsmitteln und einer guten Organisation lässt sich der Pflegealltag jedoch deutlich erleichtern. Vom Pflegebett über Transferhilfen bis hin zu Notrufsystemen – wir zeigen Ihnen, welche Hilfsmittel im Alltag wirklich entlasten, wie Sie bettlägerige Patientinnen und Patienten gut versorgen können und wie Sie auch Menschen mit schwerer Immobilität optimal betreuen können.

Bettina Gruber
Lifta Magazin Autorin

Was bedeutet es, bettlägerig zu sein?

Wenn eine Person dauerhaft bettlägerig wird, ist sie im Alltag auf umfassende Unterstützung angewiesen. Anders als bei einer temporären Bettruhe – etwa nach einer Operation oder einem Infekt – bedeutet Bettlägerigkeit, dass der Mensch das Bett aufgrund der Immobilität kaum oder gar nicht mehr selbstständig verlassen kann. Dieser Zustand beeinträchtigt nicht nur die Mobilität und Lebensqualität der bettlägerigen Person, sondern stellt auch die gesamte Alltagsorganisation auf den Kopf. Die Pflege erfordert eine präzise Planung und Strukturierung.

Die Ursachen für Bettlägerigkeit sind vielfältig:

  • fortgeschrittene chronische Erkrankungen wie Parkinson, Herzinsuffizienz oder Multiple Sklerose
  • Mobilitätsverlust im hohen Alter durch Gebrechlichkeit
  • Folgen schwerer Unfälle oder Operationen
  • fortgeschrittene Demenz oder andere psychische Erkrankungen

Mit der Immobilität steigt das Risiko für Dekubitus (Druckgeschwüre), Muskelabbau, Kreislaufprobleme und soziale Isolation. Angehörige, die die Pflege zu Hause übernehmen, stehen vor der Herausforderung, diesen gesundheitlichen Risiken aktiv vorzubeugen und zugleich den Alltag der betroffenen Person so lebenswert wie möglich zu gestalten. In dieser Phase werden das Pflegebett, eine geeignete Liegeposition und die gezielte Unterstützung durch technische Hilfsmittel zu entscheidenden Faktoren – für die Sicherheit der bettlägerigen Person ebenso wie zur Entlastung der Pflegenden.

Die 5 größten Herausforderungen bei der Pflege zu Hause

Wenn ein Mensch dauerhaft bettlägerig ist, verändert sich nicht nur sein Alltag – auch für Angehörige wird vieles zur Belastung. Die körperlichen und emotionalen Anforderungen steigen, besonders wenn keine professionelle Unterstützung zur Verfügung steht.

Ein alter Mann liegt im Bett, während seine Enkelin ihm über die Hand streicht.

1. Hoher körperlicher Pflegeaufwand
Täglich anfallende Aufgaben wie das Umlagern oder Waschen erfordern viel Kraft. Ohne technische Hilfen stoßen pflegende Angehörige schnell an ihre körperlichen Grenzen.

2. Psychische Belastung der Angehörigen
Die dauerhafte Verantwortung für eine bettlägerige Person, verbunden mit Sorgen, Schlafmangel und dem Gefühl der Isolation, kann emotional stark belasten. Viele Pflegende berichten daher von Überforderung und Erschöpfung.

3. Medizinische Risiken für die bettlägerige Person
Bettlägerigkeit erhöht das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Druckgeschwüre (Dekubitus), Thrombosen, Kreislaufprobleme, Lungenentzündungen durch Bewegungslosigkeit, Infektionen bei Inkontinenz oder Muskelabbau und Gelenkversteifungen (Kontrakturen).

4. Verlust von Mobilität und Lebensqualität
Ohne gezielte Maßnahmen kann sich der Zustand bettlägeriger Personen mit der Zeit verschlechtern. Lange Bettruhe und mangelnde Bewegung führen oft zu weiterem Muskelschwund. Die Isolation kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.

5. Fehlende Anleitung und Unsicherheit im Pflegealltag
Viele Angehörige sind pflegerisch unerfahren. Ohne Pflegekurse oder fachliche Anleitung fehlt es ihnen an Sicherheit – etwa bei der ergonomischen Positionierung im Bett, der Hautpflege oder der Nutzung von Hilfsmitteln. Diese Unsicherheit verstärkt die emotionale Belastung und kann im schlimmsten Fall auch Pflegefehler begünstigen.

Diese Hilfsmittel erleichtern den Pflegealltag deutlich

Bettlägerige Menschen benötigen mehr als nur Pflege. Sie brauchen ein sicheres und gut strukturiertes Umfeld. Für Sie als Angehörige oder Angehöriger bedeutet das in erster Linie, dass Sie sich selbst körperlich entlasten sollten. Hier setzen technische Hilfsmittel an, die den Pflegealltag erheblich erleichtern und für eine bessere Versorgung der bettlägerigen Patientinnen und Patienten sorgen.
Die wichtigsten Alltagshelfer bei Bettlägerigkeit im Überblick:

Hilfsmittel

Nutzen & Vorteile

Pflegebett

Höhenverstellbar, mit Seitengittern und elektrischer Verstellfunktion – erleichtert Lagerung, Körperpflege und Mobilisation

Antidekubitus-Matratze

Reduziert Druckstellen und beugt Dekubitus effektiv vor – besonders bei vollständiger Immobilität

Transferhilfen & Patientenlifter

Unterstützen beim Umsetzen oder Transport – entlasten Angehörige und vermeiden Verletzungsgefahr

Hebebühne/Hublift

Für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, ermöglicht den Etagenwechsel im Haus – ideal bei Treppen im Wohnumfeld

Lagerungshilfen

Kissen, Rollen oder Keile für stabile und abwechslungsreiche Liegepositionen – wichtig zur Druckentlastung

Hygienehilfen

Waschsysteme fürs Bett, Pflegehandschuhe, Inkontinenzmaterialien – für eine würdevolle und sichere Körperpflege

Notrufsysteme

Mobile Funkknöpfe oder Armbänder geben Sicherheit – besonders bei kurzen Alleinzeiten im Haus

Wichtig: Viele dieser Hilfsmittel können Sie über die Pflegekasse beantragen – besonders bei bestehendem Pflegegrad. Pflegestützpunkte können Ihnen bei der Auswahl und Beantragung helfen.

Pflegeorganisation: worauf Sie achten sollten

Die häusliche Pflege bettlägeriger Menschen erfordert neben Fürsorge und Einsatzbereitschaft vor allem Struktur, Wissen und Unterstützung von außen. Wenn Sie sich als Angehörige oder Angehöriger in diese verantwortungsvolle Aufgabe einarbeiten, können Sie viel bewirken und Belastungen des Alltags reduzieren.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Infos für Sie zusammengefasst:

Pflegegrad und finanzielle Unterstützung

Die Grundlage jeder Pflegeorganisation ist ein anerkannter Pflegegrad. Er ermöglicht Ihnen den Zugang zu wichtigen Leistungen der Pflegeversicherung – etwa Pflegegeld, Hilfsmittelpauschalen oder Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Auch größere Investitionen wie eine Hebebühne für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer lassen sich so teilweise finanzieren. In einem Beratungsgespräch mit der Pflegekasse oder dem örtlichen Pflegestützpunkt können Sie die Ansprüche Ihrer bettlägerigen Angehörigen bzw. Ihres bettlägerigen Angehörigen klären.

Pflegemaßnahmen im Alltag richtig umsetzen

Um Folgeerkrankungen wie Dekubitus oder Muskelabbau zu verhindern, braucht es eine durchdachte tägliche Pflegeroutine. Besonders wichtig sind regelmäßige Lagewechsel, sorgfältige Hautpflege und – wenn möglich – kurze Sitzphasen im Rollstuhl. Ergänzend helfen Sie der bettlägerigen Person mit passiven Bewegungsübungen, die die Durchblutung fördern und die Gelenke beweglich halten.

Auf psychische Bedürfnisse achten

Bettlägerigkeit geht oft mit einem Verlust an Selbstständigkeit einher und kann zu Einsamkeit oder Teilnahmslosigkeit führen. Feste Tagesstrukturen, kleine Rituale und persönliche Zuwendung geben der betroffenen Person Sicherheit und Halt. Gerade bei demenziellen Erkrankungen sind vertraute Stimmen, alte Lieder oder Fotobücher hilfreiche Mittel, um die Orientierung und Lebensfreude möglichst lange zu erhalten.

Pflegende Angehörige nicht überfordern

Eine Krankenpflegerin kümmert sich um einen bettlägerigen Patienten.

Viele Menschen übernehmen die Pflege aus Liebe – und stoßen dennoch an ihre Grenzen. Pflegekurse, individuelle Beratung und ambulante Dienste bieten wichtige fachliche Unterstützung. Auch Entlastungsangebote wie die Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege helfen, kleine Auszeiten im Alltag zu schaffen.

Wichtig ist: Sie müssen nicht alles allein leisten. Wer frühzeitig Hilfe annimmt, schützt sich selbst – und kann langfristig besser für andere sorgen.

Bettlägerigkeit: So gelingt die Pflege zu Hause

Bettlägerigkeit ist eine Herausforderung – für Betroffene ebenso wie für Angehörige. Doch mit den richtigen Hilfsmitteln und etwas Unterstützung lässt sich auch eine intensive Pflege einer bettlägerigen Person im eigenen Zuhause bewältigen. Moderne Pflegebetten, Lagerungshilfen oder Notrufsysteme schaffen Sicherheit und entlasten im Alltag. Eine Hebebühne wiederum hilft, Barrieren im Haus zu überwinden und ermöglicht ein Stück mehr Beweglichkeit – auch über mehrere Etagen hinweg. Wichtig ist, dass Sie sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen, etwa in Form von Beratungs- und Entlastungsangeboten. Denn: Wer gut informiert ist und auf praktische Alltagshilfen zurückgreift, kann die Pflege einer bettlägerigen Person mit mehr Ruhe, Struktur und Zuversicht gestalten.

Haben Sie Erfahrungen mit der Pflege einer bettlägerigen Person zuhause gemacht? Welche Hilfsmittel oder Unterstützungsangebote haben Ihnen geholfen? Teilen Sie Ihre Tipps und Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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