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Einsamkeit nach dem Tod der Partnerin oder des Partners – Wege zum Trost

10 Min.

Der Verlust der Partnerin bzw. des Partners ist in jedem Lebensabschnitt ein einschneidendes Erlebnis, das das Leben der Hinterbliebenen grundlegend verändert und Einsamkeit auslösen kann. Im höheren Alter bedeutet der Tod des geliebten Menschen meist, dass die Betroffenen nach Jahrzehnten des gemeinsamen Weges plötzlich allein dastehen. Dieser Verlust ist daher nicht nur ein emotionaler, sondern oft auch ein sozialer Einschnitt. Die geliebte Person, mit der zuvor der Alltag geteilt wurde, hinterlässt eine große Lücke, die kein anderer Mensch so schnell füllen kann.

Vielleicht haben Sie bereits selbst erlebt, wie tief die Trauer sein kann und wie schwer es ist, sich an ein Leben ohne die Partnerin oder den Partner zu gewöhnen. Gerade im Alter kann der Tod der Ehefrau oder des Ehemannes die eigene Verletzlichkeit und Endlichkeit bewusst werden lassen. In einer Zeit der Trauer, in der Sie sich vielleicht manchmal von den intensiven Gefühlen und der Einsamkeit überrollt fühlen, möchten wir Ihnen daher im Folgenden ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben, wie Sie mit dem Verlust Ihrer Partnerin oder Ihres Partners besser umgehen können.

Elisa Holzmann
Lifta Magazin Autorin

Die 5 Trauerphasen nach dem Tod der Ehefrau oder des Ehemannes

Trauer ist ein individueller Prozess, der sich in verschiedenen Phasen äußern kann. Es ist völlig normal, sich nach dem Tod eines geliebten Menschen einsam zu fühlen und das gewohnte soziale Gefüge zu vermissen. Wichtig ist jedoch, dass Sie all diese Gefühle zulassen, auch wenn es unangenehm ist. Jeder Mensch trauert allerdings auf eigene Weise – hierbei gibt also es kein richtig oder falsch. Allgemein wird jedoch häufig in fünf Phasen der Trauer unterteilt:

1. Schock und Verleugnung

Unmittelbar nach dem Todesfall macht sich bei den meisten Hinterbliebenen Fassungslosigkeit und emotionale Leere breit. In dieser Situation fällt es ihnen oft schwer, den Verlust als Realität anzuerkennen. Es ist daher üblich, dass Trauernde den Tod der geliebten Person vor sich selbst und vor anderen leugnen – es greift ein Schutzmechanismus gegen den überwältigenden Schmerz. Dieser Schockzustand kann bei Senioren auch physische Auswirkungen haben: Einige Betroffene leiden unter Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Erschöpfung.

2. Wut und Zorn

Nach dem anfänglichen Schock treten bei vielen Menschen die ersten starken Gefühle in Form von Wut und Groll auf. Die Emotionen können sich gegen verschiedene Ziele richten. Manche Hinterbliebenen sind wütend auf sich selbst oder auf die oder den verstorbenen Partner. Andere suchen die „Schuld“ bei Ärztinnen und Ärzten oder bei einer höheren Macht wie Gott oder dem Universum. Mit Fragen wie „Warum ich?“ oder „Warum musste sie/er sterben?“ versuchen die Angehörigen ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Die Wut ist dabei oft Ausdruck des tiefen Schmerzes und der Hilflosigkeit. Dabei ist es wichtig anzuerkennen, dass auch Wut ein natürlicher und notwendiger Bestandteil des Trauerprozesses ist.

3. Verhandlung

In dieser Stufe des Trauerprozesses versuchen die Hinterbliebenen, mit dem Schicksal oder dem Leben selbst zu „verhandeln“. Sie wollen dadurch den Schmerz des Verlustes lindern. Diese Phase ist geprägt von dem „Was-wäre-wenn“-Gedanken. Vielleicht haben Sie sich selbst schon einmal dabei erwischt, wie Sie sich fragen: „Was wäre, wenn ich früher medizinische Hilfe für meine Partnerin/meinen Partner gesucht hätte?“ oder „Wenn ich nur mehr Zeit mit ihr/ihm verbracht hätte?“. Dies sind Versuche, das Geschehene zu verstehen, zu rationalisieren und vermeintliche Kontrolle über die Situation zu erlangen. Im Alter kann diese Phase des Verhandelns besonders intensiv sein, da ältere Menschen oft auf viele gemeinsame Jahre mit ihrer Frau bzw. ihrem Mann zurückblicken und sich fragen, ob sie etwas hätten anders machen können.

4. Depression und Rückzug

Einsamkeit nach Tod des Partners: Ein älterer Mann stützt seinen Kopf traurig auf seinen gefalteten Hände ab

Die vierte Phase des Trauerprozesses äußert sich darin, dass Trauernde eine Zeit intensiver Traurigkeit, Leere und Desinteresse an der Welt um sie herum erleben. In dieser Phase fühlen Sie sich vielleicht niedergeschlagen, schwach und hilflos. Besonders im Alter kann diese Phase Einsamkeit und ein Gefühl der Isolation auslösen. Betroffene ziehen sich meist aus der Gesellschaft zurück und wollen weder Freundinnen und Freunde noch die eigenen Kinder sehen. Häufig empfinden sie auch ein Gefühl der Sinnlosigkeit, insbesondere dann, wenn die Partnerin bzw. der Partner eine zentrale Rolle im täglichen Leben gespielt hat.

In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass Sie sich die Trauer zuzugestehen und die schmerzhaften Gefühle akzeptieren. Ebenso wichtig ist es, sich in dieser Stufe des Trauerprozesses Unterstützung zu suchen – sei es durch die Familie, Freundinnen und Freunde oder in Form von professioneller Hilfe.

5. Akzeptanz und Neuanfang

Letztlich erreichen viele Menschen eine Phase der Akzeptanz. Sie erkennen den Verlust an und beginnen, sich mit ihrem veränderten Leben zu arrangieren. Vielleicht bemerken Sie in dieser Phase, dass Sie neue Routinen entwickeln, neue Beziehungen aufbauen und sich vielleicht sogar neue Lebensziele stecken. Dennoch ist es völlig normal, dass Gefühle aus vorherigen Stationen wie Trauer, Wut und Resignation immer mal wieder auftreten. Doch mit der Zeit erleben viele Trauernde einen ersten Hoffnungsschimmer und das Gefühl, das Leben nach dem Todesfall wieder genießen zu können. Bis die Phase der Akzeptanz und des Neuanfangs erreicht ist, können, abhängig vom individuellen Heilungsfortschritt, Monate oder auch Jahre vergehen.

Die Stufen des Trauerprozesses sollten dabei auch nicht als feste Reihenfolge angesehen werden. Jeder Mensch entwickelt letztlich eine ganz individuelle Form der Trauerbewältigung.

Unsere Tipps, wie Sie den Tod eines geliebten Menschen leichter akzeptieren können

Mit Ihrer Trauer sind Sie nicht allein. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen und diverse Organisationen, die Unterstützung anbieten. Im Folgenden haben wir Ihnen daher ein paar Tipps und Ratschläge zusammengefasst, mit denen Sie mit dem Verlust Ihrer Ehefrau oder Ihres Ehemannes besser umgehen können:

Selbstfürsorge: Achten Sie in der Zeit der Trauer besonders auf sich selbst. Eine gesunde Ernährung, guter Schlaf und regelmäßige Bewegung wie beispielsweise Seniorensport unterstützen Ihre körperliche und mentale Gesundheit. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie Achtsamkeitsübungen oder Wellness-Anwendungen für Senioren können sich in der schweren Zeit positiv auf Ihr Wohlbefinden auswirken.

Trauergruppen für Verwitwete: In einer Trauergruppe treffen Sie auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie Sie gemacht haben. Der Austausch mit anderen kann nach dem Tod Ihrer Partnerin bzw. Ihres Partners sehr tröstlich sein. Gemeinsam können Sie sich gegenseitig unterstützen und individuelle Wege durch die Trauer finden.

Einsamkeit nach dem Tod des Partners: Senior sitzt bedrückt bei einem Psychologen auf dem Sofa

Professionelle Therapie: Eine Therapeutin oder ein Therapeut kann Ihnen bei der Trauerbewältigung helfen. In einer Gesprächstherapie lernen Sie beispielsweise, Ihre Gefühle zu verstehen und zu verarbeiten.

Die professionelle Unterstützung bietet Ihnen dabei einen sicheren Raum, um frei über Ihre Trauer, Ängste und Sorgen zu sprechen.

Tagesstruktur: Versuchen Sie, einen regelmäßigen Tagesablauf beizubehalten. Das wird den meisten vor allem in der ersten Zeit nach dem Todesfall sehr schwerfallen. Routinen und feste Strukturen können Ihnen jedoch dabei helfen, ein Gefühl von Normalität und Kontrolle zu bewahren.

Soziale Kontakte: Bleiben Sie so gut wie möglich mit Ihrer Familie und Ihren Freundinnen und Freunden in Kontakt. Die soziale Interaktion tut gut und sorgt dafür, dass Sie sich nicht isoliert und einsam fühlen. Wenn Ihnen nicht danach ist, das Haus zu verlassen, können Sie auf Videochats zurückgreifen, um mit Ihren Liebsten zu sprechen.

Neues entdecken: Nach dem Tod einer so nahestehenden Person wie der Partnerin oder dem Partner kann es hilfreich sein, neue Hobbys oder Aktivitäten auszuprobieren. Dadurch lernen Sie das Leben wieder zu genießen und die Zeit für sich sinnvoll zu nutzen.

Erinnerungen bewahren: Finden Sie Ihren ganz persönlichen Weg, Ihre verstorbene Partnerin bzw. Ihren Partner zu ehren und gemeinsame Erinnerungen lebendig zu halten. Gestalten Sie zum Beispiel ein Fotoalbum oder schreiben Sie Erinnerungen an schöne Momente auf.

Pläne für die Zukunft: Auch wenn es zunächst schwierig erscheint, versuchen Sie, eigene Pläne für die Zukunft zu machen. Das kann beispielsweise eine Reise sein, ein berufliches Ziel oder ein konkreter Plan für Ihre persönliche Weiterentwicklung. Dadurch können Sie trotz des Verlustes Perspektiven für ein erfülltes Leben schaffen.

Hilfe annehmen: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen. Sei es bei alltäglichen Aufgaben wie dem Einkauf oder in Form von emotionaler Unterstützung.

Nach dem plötzlichen Tod ohne Abschied: der Blick nach vorne

Es ist für die meisten Menschen schwer vorstellbar, aber auch nach einem großen Verlust ist ein erfülltes Leben möglich. Erinnern Sie sich an die schönen Momente mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner und bewahren Sie diese in Ihrem Herzen. Viele Menschen finden beispielsweise Trost in Ritualen wie dem Besuch des Grabes oder dem Anzünden einer Kerze. Sie können das Leben Ihrer Partnerin oder Ihres Partners auch auf besondere Weise ehren, indem Sie Ihre gemeinsame Liebes- und Lebensgeschichte aufschreiben oder sich für eine Sache engagieren, die Ihrer Frau bzw. Ihrem Mann wichtig war.

Gleichzeitig können Sie versuchen, den Blick nach vorne zu richten und positiv zu denken. Vielleicht entdecken Sie neue Interessen oder nehmen alte Hobbys wieder auf, die Sie in den letzten Jahren vernachlässigt haben. Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben nach einem Todesfall neu auszurichten und zu gestalten.

Fazit

Der Tod der Ehefrau oder des Ehemannes im Alter gehört zweifellos zu den größten Herausforderungen des Lebens und kann Einsamkeit sowie eine Angst vor dem Alleinsein hervorrufen, die zunächst für viele unüberwindbar erscheint. Doch auch mitten in der Trauer gibt es Wege, die zu Trost und neuer Hoffnung führen. Selbstfürsorge, der Austausch in Trauergruppen sowie Unterstützung durch eine professionelle Therapie sind wichtige Schritte auf dem Weg der Heilung. Bedenken Sie dabei stets, dass sämtliche Gefühle der Trauer – also auch Wut und Desinteresse – normal sind und versuchen Sie, diese zuzulassen. Dennoch trauert jeder Mensch auf individuelle Weise. Es gibt daher kein richtig oder falsch. Sie sollten in Ihrer Trauer stets das tun, was sich für Sie gut anfühlt und was Sie wirklich glücklich macht. Denken Sie dabei immer daran: Trotz des schmerzlichen Verlustes gibt es für Sie immer noch Möglichkeiten für Freude, erfüllte Momente und Liebe im Alter.

Wir hoffen, dass Ihnen die Gedanken und Ratschläge in diesem Artikel helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre eigenen Erfahrungen in den Kommentaren mit uns und anderen Betroffenen teilen.

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